Clanstrukturen bekämpfen – Ausstiegshilfen für Clanmitglieder schaffen

Kriminelle Clanstrukturen sind in Neukölln ein Problem. Ein Ausstieg aus diesen Strukturen und damit auch aus dem Familienverband sind nicht vorgesehen und für die Betroffenen mit ernsten Konsequenzen verbunden, ein Neuanfang sehr schwer. Ähnlich wie bei Ausstiegsprogrammen gegen rechts sind konkrete Hilfen notwendig.

Deswegen hat die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln gestern auf Antrag der SPD-Fraktion die Entwicklung eines Programms beschlossen, das Menschen unterstützen soll, aus kriminellen Clanstrukturen auszusteigen. Hierbei soll ein Schwerpunkt auf Kinder, Jugendliche und Frauen gelegt werden, diejenigen also, die am meisten unter den sozialen Auswirkungen dieser Strukturen zu leiden haben.

„Es geht darum, sowohl Familienmitglieder zu schützen, die ein selbstbestimmtes Leben führen wollen, als auch die Strukturen an sich zu bekämpfen, die diese Form von Kriminalität begünstigen. Hier Abhilfe zu schaffen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so Mirjam Blumenthal, Fraktionsvorsitzende der Neuköllner SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung. Ergänzend zum 6-Punkte-Plan von Bezirksbürgermeister Martin Hikel ist ein Aussteigerprogramm ein weiterer Aspekt eines ganzheitlichen Konzeptes, um gegen Clankriminalität vorzugehen. „Über den Ansatz der Ermittlungsbehörden hinaus ist ein sozialer Ansatz nötig, der die Menschen dort abholt, wo sie sind. Gerade Kinder und Jugendliche orientieren sich oft an falschen Vorbildern. Hier können wir mit Hilfe eines integrativen Konzeptes von vornherein Unterstützung anbieten“, so Blumenthal weiter, „Wir setzen dabei besonders auf Maßnahmen zur Integration, die insbesondere Frauen, Kindern und Jugendlichen eine Alternative zum aktuellen Lebensentwurf aufzeigen können“.

Integrationsprogramme könnten an bestehende Maßnahmen angeknüpft werden, etwa in Kooperation mit Schulen, Jugendämtern und Einrichtungen der Fürsorge. Wichtig ist es aber, Betroffene direkt anzusprechen und sie ernst zu nehmen. Dazu gehört auch, die Eltern der Jugendlichen in die Pflicht zu nehmen.
Die SPD in der BVV Neukölln hatte in der vergangenen Woche mit einer Veranstaltung zum Thema Clankriminalität mit Experten aus der Praxis wesentliche soziale Aspekte beleuchtet. „Wir können ein großes soziales Problem auf lange Sicht lösen, wenn wir es mit vereinten Kräften angehen und dabei die Betroffenen mitnehmen“, zeigt sich Blumenthal zuversichtlich.