Regenbogenflagge am Rathaus gehisst

Regenbogenflagge am Rathaus gehisst 1
v.li.: Jörg Steinert (LSVD), Stadtrat Bernward Eberenz, Thomas Schwarz (SchwuZ), Bezirksbürgermeister Martin Hikel, Stadtrat Jochen Biedermann und Sylvia Edler.

Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel hat am 10. Juli gemeinsam mit dem Bezirksamtskollegium, Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg, Thomas Schwarz aus dem Vorstand des SchwuZ, der Gleichstellungsbeauftragten des Bezirks Sylvia Edler sowie der Neuköllner SPD-Fraktionsvorsitzenden Cordula Klein die Regenbogenflagge vor dem Rathaus gehisst. Bis zum diesjährigen Christopher-Street-Day am 28. Juli wird die Flagge im Zentrum von Neukölln wehen.

 

 

Das Hissen der Regenbogenflagge auf dem Rathausvorplatz ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit geworden. Das ist gut so. Gar nicht gut ist, dass Argumentationen, die Homo- und Bisexualität als vermeintlich widernatürlich stigmatisieren, bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung anschlussfähig sind. Nicht zuletzt lässt sich erkennen, dass diese Stigmatisierungen in letzter Zeit wieder häufiger in die politische und gesellschaftliche Debatte eingebracht werden, hält die Antidiskriminierungsstelle des Bundes als Ergebnis einer aktuellen bevölkerungsrepräsentativen Befragung fest.

So herrscht bei einem beachtlichen Teil der Befragten insbesondere der Eindruck vor, Lesben und Schwule würden zu viel Aufsehen um ihre Sexualität machen: Mehr als vier von zehn stimmen der Aussage voll und ganz (20,2 Prozent) oder eher (23,6 Prozent) zu, dass „Homosexuelle aufhören sollen, so einen Wirbel um ihre Sexualität zu machen“. Jeweils gut ein Viertel der Befragten ist zudem der Ansicht, das Thema Homosexualität nehme in den Medien zu viel Raum ein (stimme voll und ganz / eher zu: 26,3 Prozent) und gibt an, möglichst wenig mit dem Thema Homosexualität in Berührung kommen zu wollen (stimme voll und ganz / eher zu: 26,5 Prozent).  Immerhin knapp drei von zehn (28,1 Prozent) sind nicht der Meinung, dass Demonstrationen und Paraden wie der Christopher Street Day eine gute Sache seien. Ein nicht unerheblicher Teil der Befragten beklagt also, dass Lesben und Schwule sich und ihre Sexualität zu stark in den Vordergrund drängen und das Thema Homosexualität unangemessen viel Aufmerksamkeit bekomme.

Homosexualität wird im Gegensatz zu Heterosexualität meist nach wie vor als Abweichung oder Besonderheit betrachtet. Aber auch tiefsitzender Hass und Gewalt gegenüber Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, trans- und intersexuell sind, ist alltäglich. Das verdeutlicht, wie wichtig Aufklärung ist. Denn schließlich hat jeder Mensch das Recht auf die eigene Sexualität.

Um gegen Homophobie vorzugehen, also die feindselige Einstellung gegenüber lesbischen und schwulen Menschen, die sich in Ausgrenzung, Benachteiligung und Anfeindungen bis hin zu brutaler Gewalt äußert, bedarf es vieler Aktionen. „Eine dieser Aktionen wird in Neukölln im Herbst stattfinden. Bislang haben sich 40 Geschäfte bereit erklärt, die Regenbogenflagge zu zeigen, als Aufkleber oder Regenbogendekoration“, berichtet Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband. Die Sichtbarmachung sei ein wichtiger und sinnvoller Schritt auf dem Weg zur Normalität, sagt er. Wichtig sei auch die Aufklärung in den Schulen ab dem 4. Schuljahr, wobei auch die Eltern der Schüler miteingebunden werden. Auch die Teilnahme am Fastenbrechen sei einer von vielen wichtigen Bausteinen auf diesem Weg.

Mit dem Hissen der Regenbogenflagge wird verdeutlicht, dass der Bezirk Neukölln keinerlei Intoleranz gegen oder Diskriminierung von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung duldet. Von daher ist es auch für die Neuköllner SPD-Fraktionsspitze eine Selbstverständlichkeit, am Hissen der Regenbogenfahne teilzunehmen: „Ich finde es ein wichtiges und richtiges Zeichen der Solidarität mit lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, trans- und intersexuell lebenden Menschen“, betont Cordula Klein. Sie setzt sich „für ein Miteinander in unserem liebenswerten Bezirk“ ein, „wo für Hass kein Platz ist“.

Das multikulturelle Neukölln soll ein Ort friedlicher Begegnungen verschiedenster Menschen sein und ein Leben ohne Diskriminierung ermöglichen. Das sieht auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel so. Er wies in seiner Rede darauf hin, dass „in den vergangenen Monaten immer wieder Gewalttaten gegen homosexuelle und transgeschlechtliche Menschen“ verübt wurden, aber „Hass und Gewalt niemals akzeptabel“ sind. „Als Bezirksbürgermeister begrüße ich die Präventionsarbeit des Lesben- und Schwulenverbandes an Neuköllner Schulen. Zusammen hissen wir die Regenbogenflagge, um auch im Stadtbild unseren Anspruch eines respektvollen Miteinanders zu verdeutlichen.“