Stolperstein für Wienand Kaasch

Stolperstein für Wienand Kaasch 1

Zu Ehren des Metallgewerkschafters und Widerstandskämpfers Wienand Kaasch ist auf Initiative der IG Metall Berlin und der Anwohner-Initiative Hufeisern gegen Rechts am 7. September ein Stolperstein vor seinem letzten Wohnort in der Parchimer Allee 94  verlegt worden. Kaasch setzte sich nach der Machtergreifung Hitlers für die KPD-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg während seiner illegalen Tätigkeit in Berlin für die Herstellung der Aktionseinheit von Sozialdemokraten und Kommunisten und um den Wiederaufbau der Freien Gewerkschaften ein. Mit Blick auf Wahlplakate der rechtspopulistischen AfD betonte Schul- und Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer (SPD) vor rund 50 Teilnehmern, wie wichtig Stolpersteine für die Opfer des Naziregimes als Mahnmale sind. Schon deshalb, weil die „Zeitzeugen immer weniger werden“. Der Stolperstein liegt auf einem Schulweg. Und das ist gut so. Denn so werden Kinder auf ihn aufmerksam und werden Fragen stellen, betonte Rämer.

Stolperstein für Wienand Kaasch 2

Wienand Kaasch war Schlosser von Beruf und trat 1912 in die SPD ein. Mit einem Teil der Partei wechselte er 1917 zur USPD und 1920 zur KPD. In Berlin übte er mehrere Funktionen für die Partei aus. Zwischen 1922 und 1928 war er mit Herta Geffke verheiratet. 1923 entsandte ihn die Parteizentrale ins Ruhrgebiet. Danach war er 1925 Mitarbeiter der Organisationsabteilung bei der Parteiführung. Nachdem er die Organisation im Ruhrgebiet untersuchte, wurde er kurzzeitig verhaftet. Im Jahr 1925 wurde er zum politischen Leiter der KPD im Saargebiet ernannt. Danach war er erneut in der Organisationsabteilung der Zentrale tätig und stieg zum Abteilungsleiter auf. Kaasch war maßgeblich verantwortlich für die so genannten Reichskontrollen 1927 und 1929. Dies waren statistische Erhebungen über die innere Struktur der Partei. Diese bildeten eine wichtige Quelle zur Erforschung der Mitgliederstruktur der Partei. Daneben war er von 1928 bis 1932 Mitglied des preußischen Landtages. Allerdings war er schon 1931 aus Deutschland abgezogen worden und arbeitete als Instrukteur für die Kommunistische Internationale. Kaasch war unter anderem in den USA, Rumänien und  in  Großbritannien tätig.  Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 emigrierte er in die Sowjetunion, kehrte aber heimlich 1935 nach Berlin zurück. Kaasch sollte politischer Leiter der neu organisierten illegalen Leitung in Berlin  werden.

Am 7. August 1935 verhaftete ihn die Gestapo nach einem illegalen Treffen mit anderen Widerstandskämpfern in der Nähe der Hundekehle in Berlin-Zehlendorf.  Kaasch wurde daraufhin vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt. Wienand Kaasch starb infolge unmenschlicher Haftbedingungen am 19. Januar 1945 im Zuchthaus Luckau. „Ich denke voller Hochachtung an den aktiven Widerstandskämpfer, der seinen letzten Wohnsitz in der  Hufeisensiedlung hatte – eine sehr politische Gegend. Davon zeugen die zahlreichen Stolpersteine und anderen Gedenkorte. Meine aktuelle politische Konsequenz daraus heißt: Für die Demokratie aktiv eintreten und kämpfen, gerade wenn sie von Populisten bedroht wird“, sagte SPD Fraktionär Wolfgang Hecht  nach der Gedenkveranstaltung.  Das ist auch im Sinne der IG Metall-Vertreterin Chaja Böbel. Sie wies auf die Fehler der Vergangenheit hin, aus denen ihre Gewerkschaft die Lehre gezogen hat, den Kampf gegen neofaschistische, militaristische und reaktionäre Elemente in ihrer Satzung zu verankern und diesen auch in den Betrieben und der Öffentlichkeit zu führen. So heißt es in der Satzung des Deutschen Gewerkschaftsbund: „Der Bund und die in ihm vereinigten Gewerkschaften werden aktiv Diskriminierung in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft aus Gründen des Geschlechts, rassistischer Zuschreibungen, der ethnischen Herkunft, der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alter oder der sexuellen Ausrichtung bekämpfen“.  Es sei damals  nicht gelungen, gemeinsam gegen den Feind zu kämpfen, so Böbel. „Wenn es heute zum Schwur kommt, wissen wir, was uns eint“.