
Auf Initiative der Anwohner*innen ist am Nachmittag des 18. Juli 2025 in der Onkel-Bräsig-Straße 111 im Beisein von rund 50 Bürger*innen ein Stolperstein für Werner Steinbrinck ins Pflaster gelassen worden. Die Patenschaft für den Stolperstein hat die Britzer Initiative „Hufeisern gegen Rechts“ übernommen. Ihr Sprecher, Jürgen Schulte, begrüßte die Bürger und freute sich sehr, dass mit unserem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Peter Scharmberg und unserer stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Gabriela Gebhardt auch Mitglieder der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung zugegen waren. Nach der Begrüßung hielt Schulte eine bewegende Rede zu Werner Steinbrinck, die Klezmer Band „Querbeet“ sorgte zuvor für die musikalische Einleitung.
Werner Steinbrinck wurde am 19. April 1917 geboren und stammte aus einer Neuköllner Arbeiterfamilie. Schon als Jugendlicher engagierte sich Steinbrinck politisch. Er war bereits in seiner Schul- und Lehrzeit im „Sozialistischen Schülerbund“ aktiv. Später war er Mitglied des 1933 von den Nazis verbotenen „Kommunistischen Jugendverbands Deutschland“ (KJVD), der 1920 gegründet wurde. Steinbrinck war innerhalb des KJVD verantwortlich für die Herausgabe der Unterbezirkszeitung „Junge Garde“ und wurde 1934 in die Leitung der KJVD aufgenommen. Hier lernte er den Unterbezirksleiter und deutsch-jüdischen Widerstandskämpfer Herbert Baum kennen. Der Widerstandsgruppe um Herbert Baum gehörten zeitweilig bis zu 100 Jugendliche an. Sie verbreitete antifaschistische Flugblätter, unterstützte ab 1941 jüdische Zwangsarbeiter, half Juden unterzutauchen und schützte sie damit vor der Deportation in Konzentrationslager, wo allein 6 Millionen Juden systematisch ermordet wurden, nachdem viele von ihnen ebenso systematisch gequält wurden, ob durch erbarmungslose Schwerstarbeit, grausame Menschenversuche im Namen der medizinischen Wissenschaft, menschenunwürdige Unterbringung und Versorgung und andere Schikanen mehr.

Neben dem Erstellen und Verteilen von Flugblättern führte die Herbert-Baum-Gruppe Schulungen durch, die als Wanderfahrten getarnt wurden. Diese Aktivitäten führten zur ersten Verhaftung von Steinbrinck. Nach seiner Entlassung setzte Steinbrück jedoch seine politische Arbeit fort. Gemeinsam mit der Gruppe um Herbert Baum plante er einen Sprengstoffanschlag auf die Nazi-Propaganda-Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten. Ziel der Propaganda-Ausstellung war es, den Durchhaltewillen der deutschen Bevölkerung im Krieg gegen die Sowjetunion zu stärken. Jedoch schlug der Sprengstoffanschlag fehl. In den darauffolgenden Tagen wurden die ersten Verhaftungen durch die Gestapo durchgeführt. Werner Steinbrinck wurde, ebenso wie seine Freundin Hilde Jadamowitz und sein Mitstreiter Joachim Franke, in dem ersten Verfahren von einem Sondergericht am 16. Juni 1942 zum Tode verurteilt und am 18. August 1942 in Plötzensee hingerichtet.

Stolpersteine erinnern am letzten frei gewählten Wohnort an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Sie können von allen interessierten Bürger*innen gestiftet werden. 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteines. Für den Bezirk Neukölln koordiniert das Museum Neukölln (E-Mail: stolpersteine@museum-neukoelln.de) die Stolpersteinverlegungen. Von daher nahmen auch Mitarbeiter des Museums an der Stolpersteinverlegung teil. Neben dem Leiter des Museum, Dr. Matthias Henkel, waren die wissenschaftlichen Volontärinnen Lisa Hirsch und Anika Birker vor Ort.
Mit derzeit 116.000 Stolpersteinen in mehr als 1860 Kommunen in 31 europäischen Ländern, sind die Stolpersteine das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Die Idee dazu hatte der Künstler Gunter Demnig. „Jeder Stolperstein ist ein Ort der Trauer und der Würde, ein Ort, der uns daran erinnert, dass Menschen, oft mitten am helllichten Tag, und unter aller Augen, von den Nazis gefangen genommen wurden, um verschleppt und deportiert und gar ermordet zu werden. Stolpersteine erinnern uns auf Schritt und Tritt daran, dass wir alles dafür tun müssen, dass sich diese Barbarei nicht wiederholt. Dafür stand und steht unsere SPD felsenfest bis heute“, sagt unser Genosse Scharmberg.
