
Am 7. Mai versammelten sich rund 300 Frauen und Männer vor dem Rathaus Neukölln, um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren. Sie gedachten mit der Aktion „Rote Schuhe“ jener Frau, die am 17. April 2025 mutmaßlich von ihrem Ex-Partner vor den Augen ihrer vier Kinder in Britz erstochen wurde. Weltweit hat sich das Aufstellen roter Schuhe in Gedenken an die getöteten Frauen als Symbol etabliert.
Die Aktion „Rote Schuhe“ der Anti-Gewalt-Projekte Berlin kommt bei jedem Femizid zusammen, um gemeinsam den getöteten Frauen zu gedenken, ein Zeichen gegen patriarchale Gewalt zu setzen und ihren politischen Forderungen Ausdruck zu verleihen. Veranstaltet wurde die Protestaktion von einer Gruppe aus Mitarbeitenden von Anti-Gewalt-Projekten in Berlin, darunter Mitarbeiter*innen von Frauenhäusern und Beratungsstellen gegen häusliche Gewalt.
„Die Zustände in unserem Arbeitsfeld sind nicht mehr tragbar. Es gibt viel zu wenig Stellen, um den hohen Bedarf an Unterstützung zu decken; Die Sorge um die vielen Frauen, die keinen Schutzplatz finden, ist nicht mehr zumutbar. Deswegen legen wir unsere Arbeit am Mittwoch nieder – zumindest während des Gedenkens an die Verstorbene“, begründet eine der Organisatorinnen die Aktion.
„Solange sich politisch nichts ändert, solange Männer nicht wirksam daran gehindert werden, ihre (Ex-)Partnerinnen zu töten, solange werden wir unseren Alltag unterbrechen, um diesen Frauen zu gedenken – jeder Einzelnen von ihnen. Das ist das Mindeste, das wir tun können“, so die Organisatorin weiter. Die Gruppe fordert die Umsetzung der Istanbul-Konvention, den bundesweiten Ausbau der Frauenhausplätze, bezahlbaren Wohnraum und sozialen Wohnungsbau, therapeutische Angebote für Betroffene, barrierefreie Zugänge zu Frauenhäusern, verpflichtende Fortbildungen zu häuslicher Gewalt – etwa bei der Polizei, für Richter*innen und Jugendämter. Gefordert wird auch Primärprävention durch Bildungsarbeit an Schulen und die Zusammenarbeit von Polizei, Justiz und Frauenhäusern zum Schutz hochgefährdeter Frauen und Kinder.
Mit ihren Forderungen stoßen die Frauen bei unserer SPD auf offene Türen. In Berlin stehen – verteilt auf acht Frauenhäuser, die Berliner Clearingstelle und Frauenschutzwohnungen – aktuell insgesamt 521 Schutzplätze für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder zur Verfügung. Zusätzlich bietet Berlin rund 170 Schutzplätze in Zufluchtswohnungen und rund 160 Schutzplätze in Zweite-Stufe-Wohnungen an und verfügt damit über insgesamt 851 Schutzplätze. Das „entspricht etwa 2,20 Plätzen pro 10.000 Einwohner – ein bedeutender Fortschritt im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 0,82 Plätzen pro 10.000 Einwohner“, so unsere Sprecherin für Gleichstellung und Frauen im Berliner Abgeordnetenhaus, Miriam Golm. Zudem ist das neunte Frauenhaus, das barrierefrei sein wird, bereits im Bau. Außerdem sieht der Landesplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention 134 Einzelmaßnahmen zum Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt vor. Unsere Sprecherin für Gleichstellung und Frauen, Miriam Golm, gibt zu bedenken, dass Gewaltschutz ein Querschnittsthema ist, das alle Ressorts betrifft und nicht allein durch die Bereitstellung von Schutzplätzen gelöst werden kann. „Wir müssen umfassend ansetzen – von der Prävention über die Bereitstellung sicherer Unterkünfte bis hin zur Unterstützung bei der Wiedereingliederung in ein gewaltfreies Leben“, so Golm. Von daher kritisierte sie im Februar des Jahres mit aller Schärfe, dass die CDU-Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch im Februar des Jahres – entgegen der Absprachen und eigenmächtig – zentrale Projekte und Förderungen im Bereich der Demokratiebildung und auch der Gewaltprävention gestrichen hat. So etwa das Präventionsprojekt an Grundschulen von BIG e.V. (Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen). Gut nur, dass unsere Senatorinnen für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung Cansel Kiziltepe, sowie unsere Senatorin für Inneres und Sport, Iris Spranger, einige Projekte – wie das von BIG – vor dem Aus retten konnten und in ihre Ressorts überführten.
„Das ist ein wichtiges Projekt, das Kinder bestärkt, häusliche Gewalt zu erkennen und sich Hilfe zu holen. Und umso wichtiger, dass wir dieses Projekt nun von SPD-Seite erhalten können“, so Golm.
Wie stark sich unsere SPD vom Bezirk bis zum Land und darüber hinaus für den Schutz von Frauen auch in Zeiten knapper Kassen einsetzt, zeigt auch der Ankauf des Hauses von Evas Obdach in Neuköllns Fuldastraße für 1,9 Mio. Euro. Dafür hatte sich unsere Fraktion seit Langem in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin und in Gesprächen mit verschiedenen Instanzen eingesetzt. Schließlich ist häusliche Gewalt ein häufiger Grund, warum Frauen in die Wohnungs- und Obdachlosigkeit geraten. Um sie vor weiterer Gewalt zu schützen, sind spezielle Schutzräume und spezielle Hilfsangebote wie die von Evas Obdach extrem wichtig.
„Der jüngste Femizid in Neukölln macht in traurigster Weise deutlich, dass häusliche Gewalt zum Alltag – auch in Neukölln – gehört. Das ist nicht hinnehmbar. Von daher werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um Gewalt an Frauen zu verhindern, betroffenen Frauen Schutz zu bieten, die Ursachen der Gewalt an Frauen – und oft auch an den Kindern – ausfindig zu machen und dagegen vorzugehen. Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen der getöteten Frau“, sagt unsere stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gabriela Gebhardt. Sie nahm zusammen mit unserem Bezirksbürgermeister Martin Hikel, unserer Stadträtin für Bildung, Kultur und Sport, Janine Wolter, sowie unserem Bürgerdeputierten Andreas Domann an der Kundgebung vor dem Rathaus teil.