Auch 2018 haben sich schon 24 Neuköllner Grundschulen mit 71 Klassen zum Projekt Neuköllner Schwimmbär angemeldet, und so wird in diesem Jahr mit der Teilnahme von mehr als 1400 Mädchen und Jungen gerechnet. Die Zahlen wurden zum Auftakt des Neuköllner Schwimmbärs 2018 auf einer Pressekonferenz Ende April veröffentlicht, an der auch SPD-Bezirksverordnete Marina Reichenbach teilgenommen hat.
Seit nunmehr vier Jahren gibt es das Wassergewöhnungsprojekt „Neuköllner Schwimmbär“. Durchgeführt wird es von qualifizierten Trainern des Vereins Neuköllner Schwimmbär, der im Auftrag des Bezirksamtes Neukölln arbeitet. Schirmherrin des Projekts ist nun die Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey (SPD), sie hatte die Schirmherrschaft bereits als Bezirksbürgermeisterin von Neukölln inne.
„Der Neuköllner Schwimmbär“ ist ein typisch sozialdemokratisches Projekt – Probleme erkennen, anpacken und praktisch lösen. Den Kindern muss die Angst vor dem Wasser genommen werden, auch jenen Kindern, die nicht das Glück haben, mit ihren Eltern ins Schwimmbad oder an den See zum Baden zu gehen“, betont Frau Reichenbach, denn die Zahlen waren einerseits alarmierend und andererseits sprach der Bezirksvergleich eine deutliche Sprache. So hatten laut einer Erhebung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft zum Schuljahr 2012/2013 insgesamt 40,2 Prozent der Neuköllner Kinder zum Abschluss der dritten Klasse nicht ausreichend schwimmerische Fähigkeiten.
Zum Vergleich: im Durchschnitt konnten 18,8 der Berliner Kinder zu diesem Zeitpunkt noch nicht schwimmen, in Steglitz- Zehlendorf waren es 7,5 Prozent und im Nachbarbezirk Treptow / Köpenick 10,3 Prozent. Grund genug, um im Jahr 2015 ein bislang einzigartiges Wassergewöhnungsprojekt in Neukölln ins Leben zur rufen: den „Neuköllner Schwimmbär“. Dem Projekt liegt die Erkenntnis zugrunde, dass vielen Kindern vor der dritten Klasse die Wassererfahrung im Schwimmbad oder am See fehlt, ein Manko, das ihr angstfreies Schwimmenlernen behindert. Daraus zog die damalige Bezirksbürgermeisterin Giffey zusammen mit Schwimmlehrern den Schluss, dass die Wassergewöhnung früher einsetzen muss. Von daher starteten 2015 Schwimmbär-Kurse mit den SG Neukölln-Schwimmtrainerinnen Daniela von Hoerschelmann und Nicole Hilarius von der SG Neukölln. „Mit dem Neuköllner Schwimmbär werden bestimmte Fähigkeiten erlernt, die den Schluss zulassen, dass sich die Kinder an das Wasser gewöhnt haben und keine Angst vor ihm haben“, erklärt Hoerschelmann, die auch Vorsitzende des am 23. Februar 2017 gegründeten Vereins Neuköllner Schwimmbär ist. Dazu zählt beispielsweise, dass die Kinder sich aus eigenem Antrieb vom Beckenrand, der Leine oder der Hand des Trainers ins Wasser begeben, sich auf dem Rücken im Wasser treiben lassen oder mit dem Mund ins Wasser pusten. Darüber hinaus zählt dazu, dass sie sich an den Händen durchs Wasser ziehen lassen, alleine mit Schwimmhilfen ins tiefe Wasser gehen, mit dem Kopf ins Wasser tauchen und alleine ins Wasser springen. Auch die Baderegeln lernen die Kinder. Sie lernen, dass man nie erhitzt und nicht mit vollem Magen ins Wasser springt, dass andere nie ins Wasser gestoßen werden dürfen und dass man bei Gewitter und Sturm das Wasser verlassen muss. Die Kinder lernen ebenso, nie in ein unbekanntes oder gar flaches Gewässer zu springen. Mit dem Training erwerben sie vor allem die Grundfertigkeiten wie Atmen, Schweben, Gleiten, Springen und Tauchen.
In den letzten drei Jahren haben über 4000 Kinder der 2. Klassen aus 25 Neuköllner Grundschulen am Projekt teilgenommen. Der Erfolg gibt uns recht: Nach drei Jahren Neuköllner Schwimmbär konnte die Nichtschwimmerquote der Drittklässler Neuköllns von ursprünglich 40 auf 22 Prozent gesenkt werden“, freut sich Schul- und Sportstadträtin Karin Korte (SPD). Und das hat sich mittlerweile in Berlin herumgesprochen. Denn das Modellprojekt „Neuköllner Schwimmbär“ erfährt inzwischen die Anerkennung der Senatsbildungsverwaltung und soll künftig auch in anderen Bezirken Berlins Schule machen“. Finanziert wird das Projekt durch das SPD Bonusprogramm für Schulen in schwieriger sozialer Lage des Landes, durch das Bezirksamt, Elternbeiträge sowie Spenden. Bädermanagerin Julia Köppen von den Berliner Bäder Betrieben jedenfalls freut sich, die Wasserflächen der Bäderbetriebe auch weiterhin gegen ein reduziertes Entgelt zur Verfügung stellen zu können.