Neuköllner Adventskalender – Türchen Nr. 11

widmet sich dem Thema Häusliche Gewalt. Die Zahlen des Bundeskriminalamtes zu Gewalt in der Partnerschaft machen dabei wütend und betroffen: Im Jahr 2017 wurden 138.893 Frauen von Ihrem Partner misshandelt, alle zweieinhalb Tage wurde statistisch gesehen eine Frau sogar getötet. Obwohl auch Männer in zunehmendem Maße Opfer werden, sind in 82% aller Fälle Frauen betroffen. Jede dritte Frau in Deutschland ist statistisch gesehen mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Und etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Dabei bringen höchstens 20% aller Opfer Misshandlungen zur Anzeige.

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Besonders in Hinblick auf Corona- Lockdowns sollte das eigene Zuhause ein geschützter Raum sein. Jedoch sind auch in Neukölln für viele Menschen Misshandlungen in bestehenden oder ehemaligen Partnerschaften alltäglich. Deswegen müssen wir umso mehr sowohl gegen die Gewalt an sich als auch gegen ihre Ursachen vorgehen. Häusliche Gewalt ist dabei keine Privatsache, sondern geht uns alle etwas an. Denn Gewalt gegen Frauen wirkt sich dabei auch verheerend auf die in der Familie lebenden Kinder aus: Sie erleiden oft selbst direkt Misshandlungen, tragen aber häufig schwere psychische Schäden davon. Oft führen diese Kinder als Erwachsene die selbst erlebte Gewalt in eigenen Beziehungen fort, als Täter oder Opfer. Lösungsansätze müssen die gesamte Gesellschaft in den Blick nehmen: Ein Anteil von 68% von Tätern deutscher Herkunft macht deutlich, dass die verbreitete Ansicht, es handele sich lediglich um ein Problem migrantischer Herkunftskulturen, falsch ist. Auch zieht sich Gewalt durch alle sozialen Schichten. Vielmehr geht es um gelebte Konzepte archaischer Männlichkeit, die auch in Deutschland weit verbreitet und akzeptiert sind. Deswegen müssen wir auch hier ansetzen: Bei Aufklärung und Bildung.

Um auf diese Zahlen und das Leid aufmerksam zu machen, das sich jeden Tag hinter geschlossenen Türen abspielt, lud Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel zur Fahnenhissung am Rathausvorplatz anlässlich des „Internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen und Mädchen“ am 25. November ein. Gemeinsam mit Derya Çağlar MdA, der politischen Sprecherin für Gleichstellung  der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus betonte er, wie wichtig Schutzräume für Frauen und Kinder sind: Auf Initiative der SPD wird deswegen ein 7. Frauenhaus bis Anfang des kommenden Jahres eröffnet werden. Es bietet weitere 55 Schutzplätze für Frauen. Parallel dazu wird intensiv an einem 8. und 9. Frauenhaus für Berlin gearbeitet. Bereits zu Beginn der Pandemie wurden zusätzlich Notunterbringungsplätze für Frauen eingerichtet, die zu Hause nicht mehr sicher waren, aktuell stehen 205 zur Verfügung.

Auf Bundesebene hat Frauenministerin Franziska Giffey (SPD) die Schutz- und Hilfsangebote für gewaltbetroffene Frauen und schutzbedürftige Kinder gestärkt. Unter anderem wurden bei der Nummer gegen Kummer die Mittel aufgestockt sowie neue Projekte gefördert, wie die JugendNotmail und die Seite elternsein.info des Nationalen Zentrums frühe Hilfen. Es wurde sichergestellt, dass das Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen seinen 24-Stunden-Betrieb aufrechterhalten kann.
Auch unterstützt der Bund mit 120 Millionen Euro den Ausbau von Frauenhäusern und anderen Hilfseinrichtungen. Seit Oktober 2020 fördert das Familienministerium mit dem Projekt „Nachhaltiges technisches Empowerment von Fachberatungsstellen und Frauenhäusern in der Corona-Pandemie – Hilfesystem 2.0“ mit mehr als drei Millionen Euro die Verbesserung von technischer Ausstattung und Qualifizierung in Frauenhäusern und Fachberatungsstellen.

Hilfsangebote für Betroffene:

Wie erfolgreiche Kommunalpolitik funktioniert, leben wir als SPD-Fraktion Neukölln seit vielen Jahren vor. Für uns gilt daher: Weiterführen, ausbauen und sichern, was gut läuft. Aber auch kompetent, schnell und unkompliziert auf Veränderungen in einer wachsenden Stadt antworten.