Sehr gute Nachrichten für Neukölln! Das Geko Stadtteil-Gesundheits-Zentrum Neukölln auf dem Kindl Gelände in der Rollbergstraße 30 erhält als Primärversorgungszentrum ab Juni 2024 für mehr als drei Jahre 3,5 Millionen Euro vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesauschuss.
Bereits am 19. Oktober des Jahres wurde das Geko mit dem „Springer Medizin Charity Award“ ausgezeichnet, weil es sich mit einem niederschwelligen Angebot für Menschen einsetzt „die keinen oder kaum Zugang zu Gesundheitsleistungen“ haben. Die Verleihung des „Springer Charity Award“ in Berlin stand unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach. Schon im März 2022 besuchten unsere Fraktionsvorsitzende Cordula Klein und unser Bürgerdeputierter Michael Morsbach den im Dezember 2021 bezogenen Neubau des Geko gemeinsam mit Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel, um sich über die Arbeit vor Ort zu informieren.
Dass dieses Sozial- und Gesundheitszentrum in der Landschaft im deutschen Gesundheitswesen etwas Besonderes ist, zeigt bereits ein Blick auf das Verständnis von Gesundheit der hier arbeitenden Akteure, dem 2016 gegründeten Verein Gesundheitskollektiv Berlin: Mit der medizinischen Versorgung stehen hier die gesellschaftlichen Bedingungen von Gesundheit – von der lokalen bis zur globalen Ebene im Mittelpunkt. Um die körperliche und seelische Gesundheit der Menschen zu stärken, die hier herfinden, beruht das Stadtteil-Gesundheits-Zentrum Neukölln auf vier Säulen: medizinische und psychologische Versorgung, Gemeinwesenarbeit und Projekte im Kiez, Beratung und Selbsthilfe sowie Forschung und Evaluation, also die Wertung der Arbeitsprozesse im Ganzen. Einer Über-, Unter- oder Fehlversorgung tritt das Gesundheitskollektiv aus Ärzten, Therapeuten und Beratern entgegen, indem hier an einem Ort im ambulanten Bereich Patienten koordiniert behandelt werden können. An die Stelle des Reparaturbetriebs mit Symptombehandlung durch Pillen setzt man hier auf Therapie der Krankheitsursache, sagt die Fachärztin für Allgemeinmedizin Kirsten Schubert, die das Stadtteil-Gesundheitszentrum Neukölln mit gegründet hat.
Der ganzheitliche Blick des hier arbeitenden Gesundheitskollektivs reicht also weit über das Zentrum hinaus und greift in Nachbarschaftsprojekten Themen auf, die die Menschen im Kiez bewegen: So etwa Verdrängungsängste, die aufgrund der Wohnsituation entstehen, oder Probleme am Arbeitsplatz und Arbeitslosigkeit. Auch Sorgen mit dem Jobcenter, mit Vermietern, mit hohen Heizungsrechnungen oder die Suche nach einem Kitaplatz finden hier Gehör und werden bei regelmäßigen offenen Treffen im Kiezrat Rollberg besprochen. Zudem werden den Patienten hier auf Bedarf medizinisch und therapeutische Angebote gemacht, die ansonsten nur sehr gut informierten Personen zugänglich sind. So wurde etwa im November des Jahres ein für Teilnehmer kostenloser Thai Massage Workshop angeboten, der sehr schnell ausgebucht war. Mit den niederschwelligen Angeboten werden insbesondere Menschen angesprochen, die in sozial schwierigen Verhältnissen leben. Das Geko bietet auch Mobile Beratungen durch Gesundheitsfachkräfte und Erfahrungsexpertinnen und Experten im Rollbergkiez, im Flughafenstraßen-Kiez und unmittelbar angrenzenden Quartieren an. Dabei suchen Pflegefachkräfte, Ärzt*innen und Apotheker*innen, Physiotherapeut*innen oder Psycholog*innen die verschiedensten Orte auf. Das kann ein Elterncafé in der Grundschule, ein Frauenfrühstück, eine Moschee, eine Bibliothek oder ein öffentlicher Platz sein. Im Zentrum selbst gibt es eine Praxis für Allgemein- und Kindermedizin und es werden psychologische Beratung und Psychotherapie für Kinder und Jugendliche angeboten.
Zu guter Letzt mobilisiert das Geko mit Angeboten zu Sport und Spiel in der Rollbergsiedlung und in Rixdorf. Die Fördergelder des Innovationsfonds stehen unter dem Programmtitel NAVIGATION. Damit soll die Verbesserung der Gesundheitsversorgung bewirkt und eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden. Das Geko Neukölln wird im Projekt NAVIGATION mit seinem Schwesternprojekt Poliklinik Hamburg / Veddel zusammenarbeiten. „Ich freue mich sehr, dass das Geko mit dem „Springer Medizin Charity Award“ ausgezeichnet wurde und die Förderung durch den Innovationsfonds erhält. Damit können die Leistungen noch besser auf die Bedarfe der Anwohnenden zugeschnitten werden, die bislang von der Gesundheits- und Sozialversorgung nicht gut erreicht wurden“, sagt unsere Bezirksverordnete und Gesundheitsauschussmitglied Gabriela Gebhardt.