Jede Woche trifft sich O. aus Israel mit seinem arabischstämmigen Schützling, der einen über Berlins Grenzen hinaus Grenzen berüchtigten Familiennamen trägt. Schon nach kurzer Zeit sind sie Freunde geworden, die sich stets auf das kommende Treffen freuen. Die Szene spielt im Rollberg-Viertel, das einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund beherbergt. Hier angesiedelt ist der Verein Morus 14, der sich mit verschiedenen Projekten vor allem um Kinder und Jugendliche kümmert. Der Verein gab am 21. Januar im Bürgerzentrum in der Werbellinstraße einen Jahresempfang, den traditionsgemäß auch viele SPD Fraktioniere besuchten. Schließlich ist Bildungspolitik ein Schwerpunkt in der Arbeit der SPD. Und so wurden der Bezirksverordnetenvorsteher Lars Oeverdieck (SPD), die Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln, Cordula Klein, die SPD- Fraktionäre Wolfgang Hecht, Eugen Kontschieder und Marina Reichenbach vom Morus Vorstand Lars Leschke ganz herzlich begrüßt. Leschke nutzte den Jahresempfang, um das Jahr 2019 Revue passieren zu lassen. „Nach einem turbulenten Jahr 2018 mit vielen personellen und strukturellen Veränderungen sind wir mit etwas Verspätung ins Jahr 2019 gestoßen, mit fast vollständig neuem Team und ohne Gemeinschaftshaus“, so Leschke. Seitdem sei allerdings viel passiert.
Es wurden in der Arbeitsgemeinschaft Zukunftswerkstatt Ideen und Wünsche ausgewertet, gesammelt und konkretisiert. Eine zentrale Idee habe sich dabei herauskristallisiert: „Die Einbindung der Familien im Kiez“. Die Projekte von Morus 14 seien insgesamt sehr gut verlaufen, betonte Leschke. So habe es über das Projekt „Shalom Rollberg“ viele Presse- und Rundfunkberichterstattung gegeben. Das Projekt „Shalom Rollberg“ stellt sich dem auch in Neukölln wachsenden Antisemitismus entgegen. Dabei engagieren sich jüdische Alt- und NeuberlinerInnen, darunter viele aus Israel, als ehrenamtliche MentorInnen. Jede Woche verbringen sie mindestens 1,5 Stunden mit ihren meist arabischstämmigen Schützlingen, helfen ihnen bei den Hausaufgaben oder unternehmen etwas gemeinsam mit ihnen. So werden sie Vorbilder für die Kinder. Darüber hinaus bieten jüdische Gruppenleiter beispielsweise Englisch-, Kunst- oder Kung Fu-Kurse für die Kinder und Jugendlichen aus dem Rollbergviertel an. Und schließlich ist „Shalom Rollberg“ Partner von PRiiL einem Projekt der Regenbogenschule für interreligiöses und interkulturelles Lernen. Projektleiter von Shalom Rollberg erzählen im Rahmen von PriiL den Kindern der vierten Klassen der örtlichen Grundschule jeden Montag von jüdischen Traditionen, Festen und jüdischem Leben und besuchen am Ende gemeinsam mit ihnen eine Synagoge. So freute sich Lescke, dass das Projekt Shalom Rollberg 2019 beim Deutschen Nachbarschaftspreis mit dem 3. Platz gewürdigt wurde und es nun finanziell für ein weiteres Jahr gesichert sei. Beim Projekt „Fit und Schlau – von Anfang an“ gäbe es nun einen noch engeren Austausch mit den Lehrern und Schülern.
Mit dem Projekt werden Schüler ab der 1. und bis zur 6. Klasse von Mentoren betreut, damit Grundbildungsdefizite gar nicht erst entstehen und die Kinder unbedingt das Lesen, Schreiben und Rechnen beherrschen, bevor sie in die Oberschule wechseln. Hier sei auch die fortlaufende Bewertung (Evaluation) verbessert worden. Ein weiteres Projekt ist „Früher Vogel“, das im Oktober 2017 startete. Mit wöchentlichen von Lehramtsstudenten geleiteten Vorbereitungskursen in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik schult es Jugendliche aus dem Rollbergviertel für die Berufsbildungsreife (BBR) und den mittleren Schulabschluss (MSA.) Die Ergebnisse lassen sich sehen so Lescke: „Neun von zehn Schüler schafften die Berufsbildungsreife und 10 von 12 den mittleren Schulabschluss“. Auch das Netzwerk Schülerhilfe Rollberg laufe „super“, dies bei großer Nachfrage. Dafür habe man mehr MentorInnen gewinnen können, sodass der Spaß beim Lernen auch bei schwierigen Aufgaben erhalten bleibe. Das Jahr 2019 sei allerdings auch ein Jahr des Abschieds gewesen So sei dieTrauer groß um Burkhard Poschadel, der im vergangenen Jahr verstarb. Poschadel bot als ehemaliger Verkehrssicherheitsberater des Polizeiabschnitts 55 viele Jahre Fahrradkurse für Migranten an. Auch das langjährige Morus 14 Mitglied und Schülerhelfer, der ehemalige Chemieprofessor Manfred Brockt, verstarb. „Manfred wird uns fehlen“, betonte Leschke mit trauriger Stimme. Aus dem Vorstand verabschiedet wurde Marianne Johannsen, die lange Jahre Vorsitzende von Morus 14 war. Das Vorstandsteam werde allerdings durch vier neue Mitglieder tatkräftig unterstützt.