Integrationskonferenz im Neuköllner Rathaus

Schaffen wir das? Diese Frage sorgte im vergangenen Jahr Deutschlandweit für Diskussionsstoff. Auf Einladung der Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey und des Sozialstadtrates Bernd Szczepanski haben im Neuköllner Rathaus am vergangenen Freitag über 180 Konferenzteilnehmer über die „Integration von Flüchtlingen in Neukölln“ beraten – und ein umfangreiches Ergebnispapier zu den Handlungserfordernissen in fünf Themenfeldern erarbeitet.

Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey zu den Ergebnissen:

„In den letzten Jahren steht die Integrationspolitik des Bezirks vor neuen Herausforderungen. Nicht nur der Umgang mit Parallelgesellschaften und der Integration der nachfolgenden Generationen der ehemaligen Gastarbeiter stehen im Vordergrund, sondern auch die Zuzüge aus Südosteuropa und die neu ankommenden Flüchtlinge. Neue Wege müssen gefunden werden, damit Integration gelingt. Die Ergebnisse der Integrationskonferenz liefern konkrete Ansätze für die künftige Ausrichtung der Arbeit der Neuköllner Koordinierungsstelle für Flüchtlingsfragen und für die Überarbeitung und Aktualisierung des Neuköllner Integrationskonzeptes aus dem Jahr 2009.“

Die wichtigsten festgestellten Handlungsbedarfe und festgelegten Vereinbarungen lauten wie folgt:

1. Arbeitsmarkt

● Die Teilnehmenden aus Behörden, von Trägern, Organisationen und Zivilgesellschaft gründen einen Neuköllner Arbeitskreis und benennen feste Ansprechpartner*innen für einzelne Themenbereiche.
● Der Arbeitskreis wird Bedarfe und Angebote aus den Bereichen Spracherwerb, Berufsqualifikation, Ausbildung, Mentoring, Praktikum und Integration in den Arbeitsmarkt für Geflüchtete sammeln, systematisieren und für alle Akteure Neuköllns zugänglich machen.
● Durch eine abgestimmte und verstetigte Zusammenarbeit aller Akteure sollen Übergänge von einem Angebot ins nächste auf dem Weg zur Integration in den Arbeitsmarkt für Geflüchtete besser organisiert werden.

2. Spracherwerb

● Zum Spracherwerb werden sich die kommerziellen Anbieter von Sprachkursen/Integrationskursen mit den ehrenamtlichen Initiativen regelmäßig treffen.
● Die unterschiedlichen Ehrenamtsinitiativen brauchen weitere Räumlichkeiten und eine verbesserte Ausstattung in der Stadtbibliothek.
● An der Praxis, jedem Geflüchteten einen Zugang zu Deutschkursen zu ermöglichen, muss festgehalten werden. Eine Mittelaufstockung für die Deutschsprachkurse des Senats wird begrüßt. Auch weiterhin muss dies bedarfsgerecht erfolgen.

3. Kinder- und Jugendfreizeit

● In jeder Unterkunft für Geflüchtete soll eine Koordinierungsstelle geschaffen werden, die dafür sorgt, dass ehrenamtliches Engagement, vorhandene Bildungs- und Freizeitangebote im Stadtteil mit den Interessen und Bedarfen der Geflüchteten zusammengeführt werden.
● Es braucht Standards, die die Zusammenarbeit zwischen Schulen mit Willkommensklassen und Jugendfreizeiteinrichtungen be-schreiben, um geflüchtete  Kinder frühstmöglich an außerschulischen Bildungsangeboten teilhaben zu lassen. Erfolgreiche Methoden, die Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrungen zusammenbringen, werden gesammelt und beispielhaft angewendet.

4. Wohnen

● Es braucht Schulungsangebote für Ehrenamtliche und Wohnungssuchende zum Thema „Wohnraumsuche“.
● Die Internetplattform „Wohnen in Berlin“ der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen muss um wichtige Informationen erweitert werden.
● Das Bezirksamt soll prüfen, ob ein Projekt zur Unterstützung der Ehrenamtsstrukturen bei der Wohnungssuche und Kontaktsstelle zu Vermietern im Rahmen des Nachbarschaftsprogramms initiiert werden kann.

5. Werte, Zusammenleben, Demokratievermittlung

● Demokratische Strukturen in den Unterkünften müssen entwickelt werden.
● Selbsthilfeorganisationen von Geflüchteten sollten gefördert wer-den.
● Begegnungen und Dialoge mit Geflüchteten innerhalb und außerhalb der Unterkünfte mit Unterstützung von sprachkundigen Neuköllner*innen sollten gefördert werden.
● Beim Aufbau von Unterstützungsstrukturen für die neuen Stand-orte von Flüchtlingsunterkünften in Neukölln (Gerlinger Straße und
Gutschmidtstraße) soll im Konzept das Empowerment von Flüchtlingen selbst als auch Selbstorganisationsstrukture n unter-stützt werden, z.B.
durch ein Sprechergremium für Geflüchtete in einer Unterkunft.