Besuch der Geflüchtetenunterkunft in der Karl-Marx-Straße

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SPD-Fraktionsvorsitzende Cordula Klein mit Brigadegeneral Frank Gräfe, Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel und die Fraktionäre Wolfgang Hecht und Bijan Atashgahi (v.li.)

Im Juni 2019 wurde sie gegründet, am 29. Oktober lud der Betreiber Tamaja zum jährlichen Tag der offenen Tür ein. Die Rede ist von der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in der Karl-Marx-Straße, eine Einrichtung, die für rund 160 Bewohner ausgelegt ist. Sie sind in Wohncontainern untergebracht. Derzeit ist die Einrichtung voll belegt, sagt ein Mitarbeiter. Menschen aus Afghanistan, Moldawien, der Ukraine, der Türkei, aus Vietnam, Ghana, Burkina Faso und anderen Ländern sind hier untergebracht, etwa 35 Kinder leben hier, erfahren unsere Fraktionsvorsitzende Cordula Klein und die SPD Bezirksverordneten Bijan Atashgahi und Wolfgang Hecht. Sie begleiten am heutigen Samstag unseren Bezirksbürgermeister Martin Hikel und freuen sich über kreative Kinder, die sich im bunten Sprachengewirr sichtbar gut verständigen. Ihre Gefühle, Gedanken, Eindrücke können sie heute mit Hilfe von gespendeten Spraydosen mit den unterschiedlichsten Farben zum Ausdruck bringen. Es macht ihnen sichtlich Spaß, der hohen grauen Hausmauer, die das Gelände der Unterkunft begrenzt, buntes Leben einzuhauchen. Auf Wunsch bekommen sie Tipps von zwei Graffiti Künstlern. Salman A. von der Gruppe SKA.CMD.SIM und LE CAGE sind vor Ort und haben bereits ein interessantes Bild an die Wand gebracht. Das Bild zeigt einen „Rosinenbomber“, neben ihm ist das Konterfei von Gail Halvorsen sehr gut erkennbar. Der US-amerikanische Pilot Halvorsen flog während der Luftbrücke und wurde später als „Candy Bomber“ weltberühmt. Die Luftbrücke diente der Versorgung des Westteils der Stadt Berlin. Mit Flugzeugen der Westalliierten wurde die durch die Sowjets geschaffene Blockade der Land- und Wasserwege umgangen. West Berlin wurde damit aus der Luft mit zum Leben notwendigen Gütern versorgt. Die Blockade begann am 24. Juni 1948 und dauerte an bis zum 12. Mai 1949. Das Besondere an Halvorsen nun war, dass er der erste Pilot war, der für Kinder Süßigkeiten abwarf, die an kleinen Fallschirmen befestigt waren.

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Vera Mitschrich (li.) mit Cordula Klein

Neuköllner Kinder erkannten Halvorsens Flugzeug daran, weil er beim Anflug auf den Flughafen Tempelhof mit den Flügeln wackelte. Die Grundidee ist bis heute geblieben. So hat die Gail Halvorsen Stiftung bereits am Flughafen Tempelhof zusammen die „Spendenbrücke Ukraine“ besucht und am 04. April 2022 liebevoll verpackte Schulsachen und Babyartikel übergeben, die an Schulen in Utah für ukrainische Kinder gesammelt wurden. Auch heute bekommen die Kinder Süßes, eine ältere Dame und ein Brigadegeneral der Bundeswehr verteilen Lutscher. Beide haben Gail Halvorsen kennengelernt, Brigadegeneral Frank Gräfe als Militärattaché bei den Vereinigten Staaten und Mercedes Wild im Jahr 1972. Als 7jährige schrieb Mercedes Wild einen Brief an Halvorsen, erzählt sie, während sie in Fotodokumenten sucht. „An meinen Schokoladenonkel, Flughafen Tempelhof“, war der unfrankierte Brief adressiert: „Du fliegst jeden Tag über mein Haus, so erkennst du es, wir haben weiße Hühner, sie legen keine Eier mehr, weil sie Angst vor Flugzeugen haben. Aber wenn Fallschirme kommen, ist die Welt in Ordnung“. Das war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft. Statt Fallschirmchen kam ein Brief zurück an Mercedes. Halvorsen antwortete mit einem Kaugummi und einem Lutscher, der dem Brief beilag.  Danach wollte Mercedes Halvorsen unbedingt kennenlernen. 1972 war es soweit, die Freundschaft hielt bis zum Tode von Halvorsen. Er starb am 16. Februar 2022. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass jeder von uns Menschen in Not eine Freude auch mit kleinen Dingen machen kann – voller Freude malt, springt und lacht die Kinderschar hier heute. „Mit Freude bin ich der Einladung zum Tag der offenen Tür gefolgt. Spannend waren auch die Geschichten über die Zeit der Luftbrücke, die mir vor Ort die beste Freundin von Frau Wild, Vera Mitschrich, erzählt hat. Sie haben viel erlebt, das hat mich sehr berührt. Danke auch an die Stiftung, die in Erinnerung an Gail Halvorsen weiter tätig ist“, sagt die Fraktionsvorsitzende der SPD Neukölln, Cordula Klein.