Besuch der Hermann-Sander-Schule: Gespräch über Brennpunktschulen

Gestern Abend haben wir die Hermann-Sander-Schule im Mariendorfer Weg besucht, um uns einen Einblick in die Arbeit in einer Brennpunkt-Schule zu bekommen und über das geplante Maßnahmenprogramm zur Unterstützung von Brennpunkt-Schulen zu sprechen. Die Schulleiterin Rita Templiner stand uns freundlicher Weise Rede und Antwort. Für uns ist klar: die härtesten Kieze brauchen die besten Schulen!

Die Grundschule hat einen für alle Schüler verpflichtenden Ganztagsbetrieb, 70 Prozent sind deutsche Staatsangehörige, 94 Prozent der Kinder nicht-deutscher Herkunftssprache und mehr als 80 Prozent der Schüler kommen aus einem sozial schwachen Haushalt. Das Einzugsgebiet der Schule umfasst die Straßenzüge Hermannstraße, Emser Straße, Silberstein- und Siegfriedstraße mit den entsprechenden Nebenstraßen. Schüler türkischer Abstammung bilden die stärkste Gruppe, gefolgt von Schülern aus dem arabischen Raum (insbesondere Jordanien und Libanon). Das Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen ist fast ausgewogen. Die Schülerzahlen steigen.

Die SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus will Schulen in sozialen Brennpunkten stärker unter die Arme greifen, um die Abhängigkeit des Schulerfolgs vom Elternhaus zu durchbrechen und den Kindern und Jugendlichen bessere Perspektiven als eine Hartz IV-Karriere zu bieten. Bildungssenatorin Scheeres (SPD) steht hinter unserer Initiative, Finanzsenator Nußbaum (parteilos, für die SPD) hat signalisiert, eine Stange Geld locker machen zu wollen. Angedacht sind jeweils 12 Millionen Euro für 2014 und 2015.

Hierzu liegen der SPD-Fraktion umfangreiche Vorschläge vor, die demnächst beraten werden – unter anderem mehr Eigenverantwortung in Personal- und Budgetfragen, 100.000 Euro für jede Brennpunkt-Schule in eigenverantwortlichem Einsatz und Stärkung der Schulsozialarbeit.

Die Neuköllner SPD fordert seit vielen Jahren die stärkere Unterstützung von Brennpunkt-Schulen. Sie ist dringend notwendig: Viele junge Lehrer fühlen sich mit ihren Schülern und den Eltern überfordert und kritisieren ihre Respektlosigkeit. Die Junglehrer machen einen Bogen um Brennpunkt-Schulen, die trotz der Schulstrukturreform auch für Eltern und Kinder unattraktiv geblieben sind. Aber die schwierigsten Schulen brauchen die besten Lehrer. Diese Schulen mit sehr hohem Migrantenanteil und/oder einer hohen Quote von Lernmittel befreiten Schülern arbeiten in einem sozialen Umfeld, das durch Abschottung sozialer und ethnischer Gruppen geprägt ist: vor allem Grundschulen sind das Spiegelbild der Bewohner in ihrer Umgebung. Und wer eine Schule in einem Brennpunkt-Kiez besucht, hat mehr als 100 PISA-Punkte Rückstand auf Kinder und Jugendliche, die bei gleichen sozialen Voraussetzungen in keinem Brennpunkt-Kiez zur Schule gehen.