Vorstellung der Kiezhausmeister in Neukölln

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Bezirksbürgermeister Martin Hikel dankt den engagierten Bürgern

Sie organisieren Sperrmüllfeste, setzen Putzaktionen mit Vereinen um und melden illegale Müllablagerungen beim Ordnungsamt – „Kiezhausmeister“. Das Projekt ist eine von vielen Ideen, die im Rahmen der 2016 ins Leben gerufenen Sauberkeitskampagne „Schön wie wir“ umgesetzt wird. Wie die Kiezhausmeister arbeiten, hat Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) am 9. August bei einem einstündigen Rundgang in Augenschein genommen. Die Tour führte mit den insgesamt sechs Kiezhausmeistern von der Altenbrakerstaße über den Wartheplatz zum Anita Berber Park.
Kiezhausmeister gehen aktiv auf die Menschen im Kiez zu. Sie knüpfen Kontakte zu den Bürgern auf Festen, Märkten und anderen Veranstaltungen im Kiez und leisten zunächst Aufklärungsarbeit. Sie informieren zu Lastenfahrrädern, die man bei ihnen ausleihen kann, organisieren Probefahrten mit den Rädern auf sicherem Terrain, geben auch spezielle Sicherheitshinweise in der Handhabung der Räder, mit denen man jede Menge Sperriges entsorgen oder transportieren kann. Außerdem veranstalten sie Tausch- und Sperrmüllfeste.

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Martin Hikel dankt Ralph Schebel (li.) für sein Engagement

Eines davon fand auf dem Richardplatz statt, ein weiteres am 24. Mai auf dem Wartheplatz. Bei Sperrmüllfesten können die Nachbarn Dinge, die sie nicht mehr gebrauchen können, direkt zum Entsorgen abgeben. Oder es findet sich jemand, der gerade das braucht, was man loswerden will. Bei  ihren Rundgängen nutzen die Kiezhausmeister selbst die Lastenräder, um Putzzeug zu transportieren und um sie den Bürgern nahe zu bringen. Darüber hinaus sind die Kiezhausmeister darauf getrimmt, Drogenfunde zu machen, wie sie ihnen gerade im Bereich des Anita Berber Parks häufiger begegnen. Der Anita Berber Park liegt zwischen dem bei Neuköllnern beliebten  Freizeitgebiet Tempelhofer Feld und der Hermannstraße und wurde als Ausgleichfläche für den Autobahnbau geschaffen. Leider entwickelte er sich allmählich zu einem Hot-Spot des Drogenkonsums und Drogenhandels. Da der Park allerdings im Besitz des Bundes ist, darf das Neuköllner Grünflächenamt diesen Park nicht pflegen. Dennoch hat der Bezirk darauf hingewirkt, dass Unterschlupfflächen im Park verschwinden. Dies geschah in Absprache mit Polizei und Senat. So wurde der Park großflächig gemäht, Unrat beseitigt und undurchsichtige Ecken wurden heruntergeschnitten. Falls nun Kiezhausmeister Drogenutensilien finden, werden diese dem Senatsprojekt Netzwerk zum Umgang mit Alkohol und Drogen im öffentlichen Raum (NUDRA) gemeldet.

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Die Bezirksverordneten Marina Reichenbach und Wolfgang Hecht mit einem Lastenfahrrad des Bezirks

Wie sehr sich viele Bürger eine saubere Umgebung wünschen, machten die Rentnerin Helga Schweztke (85) am Wartheplatz und Ralph Schebel in der Leinestraße deutlich. Schwetzke ist zu Recht empört darüber, dass Menschen einfach ihren Müll auf der Straße abladen oder getragene Kleidung in den Flur schmeißen und will sich damit nicht abfinden. Von daher beteiligte sie sich am Sperrmüllfest und begrüßt es, mit den Kiezhausmeistern zusammenzuarbeiten.
Auch Tanzlehrer Ralf Schebel engagiert sich in der Leinestraße für ein sauberes Neukölln. Mit aller Liebe der Welt hat er ein Blumenbeet um eine Baumscheibe angelegt. Hier vor einem Café kann man sitzen und mit Nachbarn ins Gespräch kommen. Für Zigarettenkippen hat er extra einen witterungsbeständigen Aschenbecher aus Metall gebastelt und an der Sitzfläche montiert. Angesichts der aktuellen Diskussion um Coffee-To-Go-Becher, die die Müllbeseitigung erschweren und Zigarettenkippen, die mit ihren Giftstoffen die Umwelt belasten, eine gute Idee. Auch der Bezirk verteilt Taschenaschenbecher, um den Kippen Herr zu werden. „Mich kennt hier jeder im Kiez“, sagt Schebel und verweist mit Stolz darauf, dass es in seiner Straße sauber ist. Dafür setzt sich Schebel ein. Für das Engagement dankte Hikel den Bürgern. Für Schebels Minigarten brachte er einen Blumentopf mit.

Ob Kiezhausmeister, Spielplatzpaten, die sich regelmäßig für das Säubern von Spielplätzen kümmern, Sperrmüll-  und Tausch oder Nachhaltigkeitsfeste oder Kiezaufräumaktionen. Sie alle haben einen Zweck: Das Bewusstsein zu stärken für eine saubere Stadt, für die jeder Einzelne mit verantwortlich ist. Dass dies ein langer Prozess ist, weiß Bürgermeister Hikel. Darüberhinaus fordert er aber auch härtere Strafen für Müllsünder und eine Verdreifachung der Geldstrafen für Leute, die illegalen Müll entsorgen. Bereits im vergangen Sommer forderte Hikel, dass Ordnungsamtsmitarbeiter täglich von 6 bis 24 Uhr aktiv sein können.  Bislang war diese Zeitregelung nur für den Freitag und Samstag vorgesehen. Seit Anfang August des Jahres ist das nun mit Unterstützung des Innensenators Andreas Geisel und Zustimmung des Finanzsenators Matthias Kollatz möglich. Sie haben dafür 102 zusätzliche Stellen für den Außendienst der Bezirke zur Verfügung gestellt. Neben dem Aufspüren von illegalen Müllsündern, die häufig in der Nacht aktiv sind, ahnden sie auch andere Ordnungswidrigkeiten wie Verstöße gegen das Lebensmittelrecht. Klar ist aber auch, dass man ohne die Mithilfe der Bevölkerung nicht Herr der Lage im Bereich Müll wird. Die Kiezhausmeister werden noch bis Ende des Jahres arbeiten. Wie das Projekt Kiezhausmeister das vom Internationalen Bund durchgeführt und über Senatsmittel aus dem Förderprogramm „Saubere Stadt Berlin“ 2019 finanziert wird, dann weiterentwickelt, steht bislang nicht fest.
Robert Caspari