Vier Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie Rawicz

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Gerald Goedel (li.) hält die Erinnerung an die Opfer lebendig

Im Beisein unseres stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Peter Scharmberg sind am 30. August gegen 9.30 Uhr vier Stolpersteine in der Hobrechtstraße 46 für die jüdische Familie Rawicz verlegt worden. Stolpersteine sind Steine des Anstoßes (griechisch: Skandal). Jeder Stein steht für einen Skandal. Jeder Stein steht für die barbarischen Verbrechen, die in der NS-Zeit begonnen wurden. Verbrechen, deren Basis die Menschenverachtung war, die in den Völkermord an den Europäischen Juden führte. Pate für die vier neuen Stolpersteine in der Hobrechtstraße ist der Hausbesitzer Gerald Goedel. Er will in Zeiten des aufkommenden Rechtspopulismus ein Zeichen setzen für das Erinnern an die Schrecken der NS Zeit und ein Zeichen für die Demokratie.

Helene Rawicz, geborene Herz, wird am 05.07.1892 in Kommern in Nordrhein-Westfalen geboren. Sie heiratet den Kaufmann Israel Rawicz und hat mit ihm Sohn Louis und Tochter Lieselotte Rawicz. Die Familie lebt seit 1921 in der Hobrechtstraße 46. Weil die Familie jüdischen Glaubens ist, wird sie von den Nazis verfolgt. Als erste wird Lieselotte Rawicz von den NS Schergen am 15.08.42 abgeholt, nach Riga deportiert und im Alter von 20 Jahren dort am 18.08.1942 ermordet. Dann traf es den Sohn. Er wurde am 26.02.1943 im Alter von 21 Jahren nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Am 17.03.1943 wurde schließlich die Mutter Helene gemeinsam mit ihrem Ehemann Israel nach Theresienstadt ins Ghetto deportiert. Helene überlebte als einziges Familienmitglied die Shoah. Ihr Ehemann Israel, am 21.10.1892 in Miedzychód (Birnbaum) in Polen geboren, wurde von Theresienstadt weiter nach Auschwitz deportiert, wo er am 29.06.1944 ermordet wurde.

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Helene Rawicz kehrte nach dem Krieg in die Hobrechtstraße 46 zurück. Sie wusste damals noch nicht, was mit ihrer Familie geschah und wer noch lebte. 1949 hatte sie wohl Gewissheit und emigrierte im Alter von 56 Jahren in die USA. Dort lebte sie bei der Familie von Jack Blair als Haushälterin. Am 27.03.1978 starb sie in Des Moines im Bundesstaat Iowa. Ihr Grab befindet sich auf dem Jewish Glendale Cemetry.

„Angesichts der Zunahme rechtsextremer Hasstiraden und des Geschreis der Rechtspopulisten im Land und in Europa, gilt es mehr denn je, wachsam zu sein, Gesicht zu zeigen und unsere demokratischen Werte tagtäglich zu leben und zu verteidigen, mit allen Mitteln, die unser Rechtsstaat bietet. Das sind wir den Opfern der Nazizeit schuldig. Das sind wir allen Genossen schuldig, die mit anderen zusammen für eine freiheitliche, soziale und rechtsstaatliche Demokratie gekämpft haben“, sagt Scharmberg.