Neuköllner Ehrennadel auf Schloss Britz verliehen

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Ehrten die diesjährigen Träger der Ehrennadel Brigitta Polinna und Thomas de Vachroi (vorne mitte): Bezirksbürgermeister Martin Hikel (li.), die Stadträte Sarah Nagel, Jochen Biedermann, Janine Wolter (SPD), Gerrit Kringel (v.li.), Lars Oeverdieck (4.v.re.) und Bezirksverordnetenvorsteher Karsten Schulze (re.)

Die Verleihung der Neuköllner Ehrennadel zählt zu den würdigsten und schönsten Ereignissen des Bezirks. Jahr für Jahr wird Neuköllns höchste Ehrung in den wundervollen Räumen von Schloss Britz an Bürgerinnen und Bürger verliehen, die sich in besonderer Weise um den Bezirk verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurde die Neuköllner Ehrennadel an Brigitta Polinna und an Thomas de Vachroi verliehen. Die Laudationes hielt traditionsgemäß unser Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der während der feierlichen Verleihungszeremonie die Amtskette trug. Der Verleihung wohnten neben dem  Bezirksverordnetenvorsteher Karsten Schulze und Hikels Stellvertreter im Amt des Bürgermeisters, Gerrit Kringel, auch unsere Fraktionsvorsitzende Cordula Klein, unsere stellvertretende Fraktionsvorsitzende Nilgün Hascelik sowie unser Bezirksverordneter Michael Morsbach bei. Ferner war unsere Stadträtin für Bildung, Kultur und Sport, Janine Wolter, zugegen. Darüber hinaus war ihre Vorgängerin im Amt, unsere Genossin Karin Korte, vor Ort. Auch unser Bundestagsabgeordneter Hakan Demir nahm an der feierlichen Zeremonie teil. Musikalisch begleitet wurde die Verleihung von Schülerinnen und Schülern des Albert-Einstein-Gymnasiums. 

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Freuten sich mit den Geehrten: Karin Korte, SPD-Fraktionsvorsitzende Cordula Klein, Nilgün Hascelik und Janine Wolter (re.) mit Thomas de Vachroi

30 Jahre dauerte es, bis Brigitta Polinnas Anliegen, nämlich die Bewahrung der Geschichte der Böhmen in Rixdorf, Gehör gefunden hat, sagte Hikel in seiner Laudatio. 2005 zeigte sich der damalige Pfarrer der Brüdergemeinde bereit, das ehemalige Schul- und Anstaltshaus der Brüdergemeine fortan als Museum zu nutzen. Doch bis dahin habe Frau Polinna noch jede Menge Arbeit leisten müssen, so Hikel. Sie organisierte nicht nur Vitrinen, die die Ausstellungstücke zur Geschichte der böhmischen Glaubensflüchtlinge in Rixdorf beherbergen, sondern trug mit familiären Erbstücken zur Sammlung des Museum bei. Dazu gehören etwa Kirchentrachten und Döschen mit Herrnhuther Wundersalbe. „Wir erzählen Dinge, die wir selbst erlebt haben“, das macht die Führungen so interessant“, sagt Frau Polinna zum  Museumsbetrieb, der rein ehrenamtlich stattfindet. Bekannt ist Frau Polinna auch für ihre „Puppenklinik“ in der Richardstraße 44, die in diesem Jahr nach 44 Jahren „leider schließen musste. Die Puppenklinik war ein Stück Kiezkultur, ein Anlaufpunkt für Groß und Klein, so Hikel.

Thomas de Vachroi gibt Armutsbetroffenen eine Stimme und bietet zugleich konkrete Hilfe an, betonte unser Bezirksbürgermeister in seiner Laudatio. Zudem ließ er wichtige Lebensstationen von Vachroi Revue passieren. Vachroi, in der ehemaligen DDR aufgewachsen, wurde in den 80er Jahren wegen angeblicher „Verbreitung staatsfeindlicher Schriften“ zu sechs Jahren Haft verurteilt. Vachroi brach mit einem Tabuthema: Er sprach Armut in der DDR an. 1987 wurde Vachroi nach Westdeutschland abgeschoben. Drei Jahre später engagiert sich der gelernte Krankenpfleger als Entwicklungshelfer im Krisengebiet Kosovo. Seit 2011 leitet er das Haus Britz, eine barrierefreie Wohnanlage des Diakoniewerkes Simeon. In dieser Funktion unterstützt er auch die Tee- und Wärmestube Neukölln und engagiert sich besonders für Obdach- und Wohnungslose. Er organisiert zu Weihnachten große Spenden- und Paketaktionen für Bedürftige. Ferner organisiert er mit einem Team von Ehrenamtlichen Lunchpakete und besondere Kochaktionen. 2015 unterbricht er seine Aufgabe im Diakonie Haus Britz und leitet mit großem Erfolg eine Unterkunft für Geflüchtete in Wilmersdorf, 55.000 Menschen fanden in dem Jahr in Berlin Zuflucht. 2017 erfolgt die Ernennung zum Armutsbeauftragten des Diakoniewerks Simeon, 2021 des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln und seit diesem Jahr der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg. Als ihm im September die Nachricht seiner Nominierung telefonisch überbracht wurde, so Hikel, „war er wie es der Zufall wollte, gerade auf dem Weg nach Rom zum Papst“. Hier habe er seine seine Mission für die Armen, die Abgehängten dargestellt, indem er dem Oberhaupt der katholischen Kirche in einem Brief das Anliegen des Diakoniewerks erläutert. „Seine Audienz beim Papst würde unseren Preisträger aber nie zu Höhenflügen verleiten, er bleibt ein Mensch mit Bodenhaftung. Vachroi ist mit Herz und Leidenschaft dabei. Dienst nach Vorschrift? Nichts für ihn. Er greift bei Suppenaktion wie die im letzten Sommer bei Kubus selbst zur Kelle“,  betonte Hikel.