Mit einem klaren Bekenntnis zu Demokratie, Vielfalt und solidarischem Handeln hat unser Bezirk Neukölln am Donnerstag, dem 10. April 2025, gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft ein neues Leitbild für zivilgesellschaftliches Engagement präsentiert. Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im Rathaus wurde das Leitbild auch von unserer Fraktionsvorsitzenden Cordula Klein für die SPD-Fraktion Neukölln erstunterzeichnet. „Ich freue mich, dass Neukölln das Leitbild entwickelt hat, und dass viele Initiativen im Ehrenamt eine gute und wertvolle Arbeit leisten – und das gilt es zu unterstützen“, so Klein. Sie nutzte gemeinsam mit unserem Fraktionär Wolfang Hecht auch die Gelegenheit zum Austausch mit den vielen anwesenden Ehrenamtlichen.
„Tausende Menschen engagieren sich in Neukölln ehrenamtlich – in Nachbarschaften, in Bildungsprojekten oder in der Hilfe für Bedürftige“ hob unser Bezirksbürgermeister Martin Hikel in seiner Rede hervor. Dieses Engagement sei das Rückgrat unserer Demokratie. Das neue Leitbild sei „deshalb nicht nur ein Symbol, sondern auch ein Handlungsrahmen für unser gemeinsames Tun“, so Hikel. Das Leitbild stellt Werte wie Menschenwürde, Toleranz, Diversität, Solidarität und demokratische Grundsätze in den Mittelpunkt. Es benennt zugleich die strukturellen Bedingungen, die für nachhaltiges und inklusives Engagement erforderlich sind. Dazu zählen ein gleichberechtigter Zugang zu Ressourcen und eine nachhaltige Finanzierung, insbesondere für Räume, Material und Mobilität. Notwendig sind auch eine gute Freiwilligenkoordination in den Organisationen. Ehrenamtlich arbeitende Bürger benötigen Ansprechpersonen bei der Einarbeitung, brauchen Begleitung sowie Qualifizierung, aber auch Anerkennung. Wichtig sei die „Wertschätzung und Anerkennung aller Bereiche und Formen des gemeinwohlorientierten Engagements“, so das Leitbild.
Weitere Punkte für strukturelle Bedingungen sind gebündelte Qualifizierungs- und Beratungsangebote sowie regelmäßige Austauschangebote. Auch ein möglichst niedrigschwelliger und diskriminierungsfreier Zugang zum Engagement, ein abgesicherter Versicherungs- und Rechtsschutz, die Weitergabe von Wissen, eine offene Willkommenskultur und Diversitätssensibilität in den Organisationen sollten zu den Strukturen für bürgerliches Engagement gehören. Darüber hinaus seien verlässliche Ansprechpartnerinnen- und Partner in Politik und Verwaltung von Bedeutung.
Das Leitbild wurde in einem partizipativen Prozess von Verwaltung und Zivilgesellschaft gemeinsam entwickelt. Bereits 2019 hatte das Neuköllner Engagement Zentrum ein erstes Leitbild initiiert. Es wurde im Frühjahr 2025 umfassend überarbeitet und erweitert – unter anderem durch zwei Online-Beteiligungsverfahren und Workshops vor Ort. Mit der Erstunterzeichnung durch 78 Organisationen, Vereine, Verbände sowie Mandatsträgerinnen- und Träger, darunter das Diakoniewerk Simeon, die AWO Berlin Südost und das Landesnetzwerk Bürgerengagement, setzt Neukölln berlinweit ein Zeichen. Es ist bislang das einzige bezirkliche Leitbild dieser Art in Berlin und orientiert sich in seiner Struktur an der Berliner Charta zum Bürgerschaftlichen Engagement von 2004. Ann-Kathrin Carstensen vom Verein „Von Meisterhand, Verein für Integration, Bildung und Kunsthandwerk“ lobte das Leitbild als wichtigen Schritt hin zu mehr Teilhabe: „Solidarität, Toleranz und Empathie sind zentrale Werte unserer Arbeit“. Das Leitbild schaffe den Rahmen für ein gerechteres, inklusiveres Neukölln, stärke insbesondere marginalisierte Gruppen wie muslimische Frauen und fördere ihre Sichtbarkeit im gesellschaftlichen Diskurs, sagte sie in einer beeindruckenden Rede. „Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir für die Zukunft in und für Neukölln einen regelmäßigen Stammtisch mit Vertretern der Bezirkspolitik und des Jobcenters und – ganz wichtig – mit den hier ansässigen, aktiven sozialen Akteuren wünschen. Wir erfahren und erleben Probleme und Chancen gleichermaßen jeden Tag. Und das an der Basis der Alltagsrealität. Nehmt uns bitte viel direkter mit in den Dialog. Wenn es darum geht, politische Lösungen zu erarbeiten“, betonte Carstensen. Anne Jeglinski, Leiterin der Geschäftsstelle Bezirke beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin, unterstrich in ihrer Rede die Rolle von Freiwilligenarbeit für den sozialen Zusammenhalt: „Viele soziale Angebote wie Essensausgaben, Besuchsdienste oder Seelsorge wären ohne zivilgesellschaftliches Engagement nicht denkbar“, so Jeglinski. Das neue Leitbild sei ein wichtiger Impuls zur Stärkung dieser Arbeit.“
Das Leitbild ist online auf der Website des Bezirksamts Neukölln abrufbar und kann dort direkt unterzeichnet werden, auch von Privatpersonen: