Keine Mängel im Zirkus Fliegenpilz“ attestierte am 3. März das zuständige Veterinäramt dem Zirkusbetreiber, nachdem der Tierschutzverein Berlin die Haltung wärmebedürftiger Tiere bei zu geringen Temperaturen sowie zu kleine Ausläufe und die Haltung von Giraffe und Zwergflusspferd im viel zu dunklen Zelt beklagt hatte.
Die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses, Jutta Weißbecker, ist über die Untätigkeit des Veterinäramtes entsetzt. „Hier wurde dem Zirkus ein pauschaler Persilschein ausgestellt.“
Nachforschungen von Jutta Weißbecker ergaben, dass es sehr wohl Mängel in der Tierhaltung gibt. So stehen Giraffe und Zwergflusspferd tatsächlich in einem dunklen Restaurationszelt, das sie wegen der Kälte so gut wie nicht verlassen können. Damit stehen die Tiere die meiste Zeit des Tages wie weggesperrt in einem mit Kunstlicht spärlich beleuchteten Zelt, obwohl Tierzelte lichtdurchlässig sein sollen (Zirkusleitlinie). Auch wenn das Zelt beheizt wird, so wurden doch nicht immer die geforderten Mindesttemperaturen erreicht. Und auch das etwa 80 qm große Giraffengehege im Zelt entspricht etwa nur einem Drittel der geforderten Mindestgröße. Ähnlich ergeht es der Elefantenkuh, die wie die Giraffe als Herdentier unter ihrer Einzelhaltung leidet. Sie steht zwar in einem lichtdurchlässigen Tierzelt, kann aber bei der derzeit herrschenden Kälte kaum in ihr Außengehege. Auch hier wurden die Mindesttemperaturen mehrfach unterschritten. Und auch die Zebras leiden unter der Kälte. Für sie müssen Einrichtungen vorhanden sein, die sicherstellen, dass die Stalltemperatur nicht unter 10 Grad abfällt. Beim Zirkus Fliegenpilz stehen ihnen dafür die offen stehenden Transportwagen zur Verfügung.
„Schon im vergangenen Jahr gastierte der Zirkus in der kalten Jahreszeit, so dass Nashorn, Zwergflusspferd, Giraffe, Zebras und Pelikane unter der Kälte litten. Es ist mir unbegreiflich, wie sich das Veterinäramt erneut auf einen faulen Kompromiss einlassen konnte. Ohne Not hätten Giraffe, Zwergflusspferd, Elefant und Zebras im nahe gelegenen Winterquartier verbleiben können“, empört sich Weißbecker.
Dass Hinweise aus der Bevölkerung und insbesondere von einem seriösen Verein wie dem Tierschutzverein Berlin nicht ernst genommen werden und aus Bequemlichkeit den Zirkussen eine gute Tierhaltung per se bescheinigt wird, kann nicht länger geduldet werden. Weißbecker möchte daher erneut an den Abgeordnetenhausbeschluss vom 8. Mai 2003 erinnern, in dem die Behörden aufgefordert werden, die Mindestanforderungen der Zirkusleitlinie ohne Wenn und Aber durchzusetzen und ihren Ermessungsspielraum im Sinne des Tierschutzes und der Tiere konsequent auszunutzen.