Gedenken an Hatun Sürücü

Gedenken an Hatun Sürücü 1
Gemeinsames Gedenken: Bezirksbürgermeister Martin Hikel, Neuköllns Gleichstellungsbeauftragte Sylvia Edler und Evren vom Projekt HEROES Berlin e.V.

Die SPD-Fraktion gedenkt Hatun Sürücü. Sie wurde am 07. Februar 2005 an der Tempelhofer Oberlandstraße von ihrem Bruder Ayhan Sürücü ermordet, weil die junge Frau ein selbstbestimmtes Leben führen wollte. Am 05. Februar wurden ihr zu Ehren Blumen  an der Hatun-Sürücü-Brücke an der Sonnenallee in Neukölln niedergelegt. Hatun Sürücü wurde Opfer eines so genannten „Ehrenmordes“. Sie wurde nur 23 Jahre alt, weil sie ein Leben führen wollte, das frei ist von patriarchalischen Strukturen und Repressionen.

Hatun Sürücü wuchs mit ihren fünf Brüdern und drei Schwestern in Kreuzberg auf. Nachdem ihr Vater sie mit der achten Klasse vom Gymnasium holt, verheiratet er sie in Istanbul mit ihrem Cousin. Hatun wird schwanger, kehrt allein nach Berlin zurück und bringt in Berlin ihr Kind zur Welt. Sie verlässt ihre Familie, zieht in ein Wohnheim für minderjährige Mütter, holt ihren Hauptschulabschluss nach, absolviert dann erfolgreich eine Lehre als Elektroinstallateurin und steht 2005 kurz vor der Gesellenprüfung. Schließlich will sie ihr Fachabitur in Süddeutschland machen.  Doch dazu kommt es nicht mehr: die Morddrohungen gegen sie, die sie der Polizei meldete, wurden wahrgemacht.

Hierzu unsere Fraktionsvorsitzende Cordula Klein: „Selbstbestimmung ist für mich sehr wichtig. Jede Frau sollte ein freies und selbstbestimmtes Leben führen dürfen. Es ist wichtiger denn je, Orte im Bezirk zu schaffen, wo die jungen Mädchen und Frauen genau dieses auch erleben und erlernen können. Ich empfehle hier auch den Film: „Nur eine Frau“ anzusehen, gerne auch gemeinsam in der Klasse und um anschließend darüber zu diskutieren. Ehrenmorde sind mit allen Mitteln in unserem Land zu verhindern bzw. hart zu bestrafen, wenn es sich hier wiederholt.“

In Berlin stehen auf unterschiedliche Formen von Gewalt spezialisierte und auf verschiedene Zielgruppen zugeschnittene Beratungsangebote zur Verfügung. Die BIG-Hotline (Telefon 030 6110300) bietet eine Erstberatung sowie Informationen über freie Frauenhausplätze. Für erwachsene Frauen, die von Gewalt betroffen sind, gibt es aktuell insgesamt 973 Schutzplätze in unterschiedlichen Einrichtungen (Frauenhäuser, Zufluchtswohnungen, Zweite-Stufe-Wohnungen sowie Notunterbringungsplätze). In 2021 werden 70 weitere Frauenhausplätze geschaffen werden. Jugendliche und junge Erwachsene können sich an den Jugend- und Mädchennotdienst (Telefon 030 611 00 62 bzw. 030 61 00 63) und an die Kriseneinrichtung Papatya und deren online-Beratung SIBEL wenden (www.sibel-papatya.org). Für von Zwangsverheiratung betroffene LSBTI steht seit 2019 eine Krisenwohnung zur Verfügung.