Clay-Gedenklabor offiziell eröffnet

Clay-Gedenklabor offiziell eröffnet 1
Besichtigen das gelungene Projekt des Lern- und Gedenklabors: SPD-Fraktionsvorsitzende Cordula Klein, Bezirksstadträtin Karin Korte, Bildungsausschuss-Vorsitzende Marina Reichenbach, Gabriela Gebhardt, Wolfgang Hecht und Initiator Peter Scharmberg (v.li.)

Längst ist sie Wirklichkeit geworden und entwickelt sich immer weiter: Die 2012 entwickelte Idee des Rudower Bezirksverordneten und stellvertretenden SPD Fraktionsvorsitzenden Peter Scharmberg, einen Gedenkraum mit Teilen der ehemaligen Zwangsarbeiterbaracke aus der Nazizeit auf dem Gelände der heutigen Clay-Schule einzurichten. Dies „als Teil lebendiger Geschichte“ für Neuköllner Schülerinnen und Schüler. Am 24. April 2024 wurde das Lern- und Gedenklabor in der Clay-Schule in der Aula der Clayschule offiziell eröffnet. An der Eröffnung nahmen auch zahlreiche Mitglieder unserer SPD- Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln teil. So unsere Fraktionsvorsitzende Cordula Klein, Scharmberg, unsere stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marina Reichenbach, Wolfgang Hecht, Gabriela Gebhardt sowie die Bürgerdeputierten Michael Morsbach und Andreas Domann. 
„Das Lern- und Gedenklabor ist ein Projekt, das in partnerschaftlicher Kooperation zwischen dem Fachbereich Museum, Stadtgeschichte und Erinnerungskultur und der Clay-Schule fortlaufend entwickelt wird; Dies mit der Absicht, dass der lernende Ort sich den wandelnden Anforderungen an eine zukunftsgewandte Erinnerungskulturarbeit anpassen kann“. Mit diesen einleitenden Worten beschreibt das Museum Neukölln das Projekt. Unsere Bezirksstadträtin Karin Korte hob zur Eröffnung des Gedenklabors hervor, dass eine Zusammenarbeit zwischen Neuköllner Schulen und dem Museum an sich nichts Neues sei. „Aber eine Kooperation, wie sie sich zwischen der Clay-Schule und dem Museum Neukölln in den vergangenen zwei Jahren entwickelt hat – und sich zukünftig noch weiter entwickelt, das ist wirklich einzigartig“. Korte dankte den an dem Projekt beteiligten Clay-Schullehrern und den Museumslehrer*innen an der Clay-Schule, der Albert-Einstein-Schule und der Fritz-Karsen-Schule, dass sie dieses Projekt ohne weiteres Personal stemmen. Außerdem wünscht sie sich, dass das bestehende Angebot bald auf weitere Schulen im Bezirk ausgedehnt werden kann. Zum Schluss dankte sie allen, die in den vergangenen zehn Jahren „mit ihrem Engagement und Wissen dafür gesorgt haben, dass aus einer Idee schließlich eine solche Einrichtung wachsen konnte. 

Clay-Gedenklabor offiziell eröffnet 2

Vor dem Hintergrund, dass es in Deutschland rund 300 Gedenkstätten gäbe und die Zahl der „Straftaten mit einem rechtsextremistischen Hintergrund dennoch steige  – 2022 waren es im Durchschnitt 57 Straftaten pro Tag – liegt „offensichtlich viel Arbeit vor uns“, betont Dr. Matthias Henkel Leiter des Museum Neukölln. „Deshalb haben wir auch bewusst den Begriff des Labors geprägt – von lateinisch laborare = arbeiten. Denn für ein aufgeklärtes Lernen bedarf es – metaphorisch verstanden – eines vielfältigen Spracherwerbs“. Es gehe dabei um die Sprache der Objekte, die Sprache der archivarischen Quellen und die Sprache der Zeitzeug*innen. Was uns die im Gedenklabor gezeigten 48 Objekte erzählen können, erläutert Museumslehrerin Silvia Haslauer am Beispiel der ausgegrabenen „Tandpasta“, einer Zahnpastadose, anschaulich. Zum einen war Zahnpasta damals nicht wie heute in Tuben, sondern in Dosen erhältlich. Die Aufschrift ist Niederländisch, Bezüge zur Biografie des Lagerinsassen Pieter Pannekoek aus den Niederlanden sind sichtbar.

Man kann sich fragen: Was dachte Pieter Pannekoek, was dachten die Menschen, als sie erfuhren, dass sie in ein Zwangsarbeiterlager nach Deutschland deportiert wurden. Was haben sie in ihre Koffer gepackt, was haben sie mitgenommen, was dachten sie, was sie dort erwartet? Einerseits sehen wir persönliche Objekte, wie ein Parfumflakon, andererseits Objekte, die von der Lagerausstattung zugeordnet wurden, wie eine Waschschüssel, die auch zum Kochen benutzt werden musste. Die Objekte erzählen sehr viel, verschiedene Geschichten und sind mehreren Themen zuordenbar. Man kann fragen: Wer durfte überhaupt etwas mitbringen ins Lager, wer durfte sich etwas schicken lassen? Damit sei man sehr schnell bei strukturellen Themen, so Haslauer. Sie betonte auch die  Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit Menschen im außerschulischen Bereichs Rudow, die sich allmählich entwickele. Zusammen mit den archivalischen Quellen und der Sprache der Zeitzeug*innen bekommen wir Auskunft über die Lebens- und Leidenszusammenhänge der Menschen, die hier an diesem Ort während der NS-Zeit zur Zwangsarbeit gezwungen wurden, so Henkel.

Clay-Gedenklabor offiziell eröffnet 3

Die Clay-Schule hat eigens für das Gedenklabor die Arbeitsgemeinschaft „Forschen und Vermitteln – Der Lern- und Gedenkort zum Zwangsarbeitslager am Standort der Clay-Schule“ für die Klassen 7 – 12  eingerichtet. Sie entwickelt ein Führungskonzept für den Gendenkort und hat bereits unter „ag_erinnerungslabor_clayschule“ einen Instagram Account eingerichtet, um das Thema Zwangsarbeiterlager nach außen zu kommunizieren. „Besonders herausfordernd ist es, dass wir dabei nicht nur das Fach Geschichte im Blick haben, sondern auch sukzessive ausgreifen werden in die Kunst, in die Musik“, hob Museumsleiter Henkel hervor.

Einen zutiefst ergreifenden Eindruck davon vermittelten Schüler bei der Eröffnungsveranstaltung mit der Aufführung eines modernen Musikstückes, dass das Leiden der Menschen und die Monotonie des Lebens im Lager hörbar machte. „Ich freue mich sehr über die Einrichtung des Lern- und Gedenklabors, es ist bundesweit einmalig. Geschichte muss lebendig bleiben, der Gedenkort an der Clay-Schule ist ein guter und wichtiger Standort dafür“, meint unsere Fraktionsvorsitzende Klein. 

Clay-Gedenklabor offiziell eröffnet 4