Stolpersteine für Elfriede und Werner Schaumann in Britz verlegt

Sie wurden geächtet, verfolgt, vertrieben, verschleppt und oder ermordet. Verfolgte des Naziregimes. Ihnen zu Ehren werden seit Jahren und europaweit Stolpersteine verlegt, die uns auch im Alltag an die Barbarei der Nazidiktatur in Deutschland erinnern. Auch am 28. August wurden zwei Stolpersteine in der Talbergerstraße 10 ins Pflaster eingelassen. Der Initiator der Aktion, der in Berlin geborene Künstler Günter Demnig, hat diesmal persönlich Hand angelegt. Musikalisch begleitet wurde die Verlegung von der Gruppe „ Querbeet“. Für die SPD Fraktion vor Ort war der Bezirksverordnete Wolfgang Hecht.  

Die zwei Stolpersteine erinnern uns an das Ehepaar Elfriede und Werner Schaumann. Elfriede „Friedel“ Schaumann, geb. Topp, wurde am 19. Mai 1915 in Malchin in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach Ende des Ersten Weltkrieges siedelte die Familie 1918 nach Neukölln um. Hier wuchs Elfriede Schaumann auf und ging auf die Volksschule. Nachdem sie als Hausangestellte arbeitete, war sie von 1931-1934 arbeitslos und engagierte sich im Arbeitersportverein „Fichte-Berlin“ (ASV).  Gleichzeitig war sie Mitglied in Berlin ansässigen Internationalen Arbeiterhilfe (IAH), die in den 20er und 30er Jahren notleidenden Arbeitern soziale Hilfen bereitstellte.  Aufgrund ihrer Aktivitäten in dem ab 1933 verbotenen ASV wurde Elfriede wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ von der nationalsozialistischen Justiz angeklagt. Aus Mangel an Beweisen wurde sie freigesprochen. 1936 lernte Elfriede den Kommunisten Werner Schaumann kennen. Das Paar heiratete 1938.  Werner Schaumann wurde am 2. Februar 1908 in Berlin geboren. Nach erfolgreichem Abschluss des Realgymnasiums wurde er Gärtner. Politisch aktiv, engagierte sich Schaumann ebenfalls in der (IAH). 1932 trat er in die KPD ein. Nach dem Beginn des NS-Regime begab er sich in die Illegalität. In der gemeinsamen Wohnung von Elfriede und Werner in der Talberger Str. 10i traf sich fortan eine antifaschistische Widerstandsgruppe. Die Gruppe stand in Kontakt mit anderen Widerstandszirkeln und verbreitete Flugblätter und Schriften gegen das NS-Regime. Am 23. Mai 1942 wurde Werner Schaumann jedoch von der Gestapo verhaftet. Nach „verschärften“ Vernehmungen mit Folter verurteilte ihn der Volksgerichtshof am 5. Februar 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ zum Tode. Am 11. Mai 1943 wurde Werner Schaumann in der Strafanstalt Plötzensee hingerichtet.

Elfriede Schaumann wurde am 10. September 1942 an ihrem Arbeitsplatz von der Gestapo verhaftet. Aufgrund des dringenden Verdachts einer staatsfeindlichen Betätigung wurde sie im Polizeigefängnis am Alexanderplatz verhört. Vier Tage später wählte sie  den den Freitod als Ausweg, um der Folter zu entgehen. Insbesondere wollte sie die Genoss*innen aus ihrer Widerstandsgruppe in Britz schützen und ihre menschliche Würde bewahren.

„Die musikalischen Beiträge ebenso wie die Worte des Zeitzeugen Georg Weise  (Sein Vater war Widerstandskämpfer und wurde zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt) verdeutlichen uns die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus und den Widerstand dagegen. So wohnte ich einer würdevollen Stolpersteinverlegung bei und freute mich, dass für den/die Widerstandskämpfer*in Werner und Elfriede Schaumann in der Hufeisensiedlung mit den Steinen die Erinnerung an ihren antifaschistischen Kampf gesetzt wurde. Schön, dass der Künstler Gunter Demnig selbst vor Ort war. Der Kampf gegen Rechts bleibt auch eine aktuelle Aufgabe für uns als Sozialdemokraten“ .


Stolpersteine erinnern am letzten frei gewählten Wohnort an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Sie können ebenso an überlebende Verfolgte erinnern. Stolpersteine kann jeder stiften. 120 Euro ermöglichen dies. Für den Bezirk Neukölln koordiniert das Museum Neukölln die Stolpersteinverlegungen.   

Kontakt: stolpersteine@museum-neukoelln.de, Tel. 627 277 -723/-720.
Weitere Informationen unter www.stolpersteine-berlin.de.