Gedenken an Hatun Sürücü

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Gemeinsames Gedenken: Gabriela Gebhardt und Wolfgang Hecht von der SPD-Fraktion Neukölln und Neuköllns Bundestagsabgeordneter Hakan Demir MdB (v.li.)

„Der 7. Februar wird in Neukölln für immer der Tag des Gedenkens an Hatun Sürücü sein. Des Gedenkens an die Frau, die vor 18 Jahren von ihren Brüdern ermordet wurde, weil sie ein selbstbestimmtes, freies Leben führen wollte“. Mit diesen Worten eröffnete Bezirksbürgermeister Martin Hikel auf dem Rathausvorplatz seine Rede zum diesjährigen Gedenken an Hatun Sürücü. Die junge Frau wurde nur 23 Jahre alt. An dem Gedenken nahmen viele Menschen teil, auch die SPD- Fraktionäre Gabriela Gebhardt und Wolfgang Hecht.

Hatun Sürücü wuchs mit ihren fünf Brüdern und drei Schwestern in Kreuzberg auf. Nachdem ihr Vater sie mit der 8. Klasse vom Gymnasium holt, verheiratet er sie in Istanbul mit ihrem Cousin. Hatun wird schwanger, kehrt allein nach Berlin zurück und bringt in Berlin ihr Kind zur Welt. Sie verlässt ihre Familie, zieht in ein Wohnheim für minderjährige Mütter, holt ihren Hauptschulabschluss nach, absolviert dann erfolgreich eine Lehre als Elektroinstallateurin und steht 2005 kurz vor der Gesellenprüfung. Schließlich will sie ihr Fachabitur in Süddeutschland machen. Doch dazu kommt es nicht mehr, die Morddrohungen gegen sie, die sie der Polizei meldete, wurden wahrgemacht.

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Bezirksbürgermeister Martin Hikel legt Blumen zum Gedenken nieder

„Unsere Arbeit im Bezirksamt ist – quer durch alle Ämter – dadurch geprägt, dass wir allen Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen wollen. Denn bis heute sind Frauen und Mädchen davon betroffen, dass ihnen ihre Familien oder Brüder ein selbstbestimmtes Leben verwehren wollen“, so Hikel weiter.  So sei Hatun Sürücüs Tod immer wieder Anlass, auch die tägliche Arbeit von so vielen Menschen in Neukölln hervorzuheben: ob die Stadtteilmütter, die Heroes mit Jungs- und Männerarbeit oder unsere großartigen Jugendeinrichtungen wie Madonna, Kitas und Schulen und Dutzende Projekte kommen hinzu. Tag für Tag arbeiten wir daran, dass alle in unserem Bezirk und darüber hinaus ein freies Leben führen können. Das sei bis heute keine Selbstverständlichkeit, so Hikel. Das zeigen auch die Zahlen zu Zwangsverheiratungen in Berlin. So gab es 2017 allein in Berlin mehr als 500 Fälle von versuchter oder erfolgter Zwangsverheiratung.

Um das Gedenken an Hatun Sürücü wach zu halten, ist im Bezirk Neukölln in der Sonnenallee eine Brücke nach ihr benannt.

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Ein Zeichen gegen das Vergessen