Wunden im Gehweg: Stolpersteine in Neukölln geschändet

Wunden im Gehweg: Stolpersteine in Neukölln geschändet 1In der Nacht vom 5. auf den 6. November 2017 wurde in der Britzer Hufeisensiedlung und in der Steinbockstraße nahe dem S-Bahnhof Sonnenallee zahlreiche Stolpersteine gestohlen und damit die Gedenkorte geschändet. Der Verdacht eines politischen Motivs liegt nahe und folgerichtig hat auch der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen. Die zweite Verfolgung derselben Menschen, diesmal ihres Andenkens.

Die Neuköllner Zivilgesellschaft muss hier gegenhalten. Die Bürgerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“ ruft am Donnerstag, den 09. November, um 17 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung an der Buschkrugallee 179 auf. Von dort gehen die Anwesenden zu den Orten der entwendeten Stolpersteine.

Dazu Dr. Franziska Giffey, Bezirksbürgermeisterin und Kreisvorsitzende der SPD Neukölln:
„Wie Wunden im Gehweg sehen sie aus: seit gestern klaffen an 11 Orten im Bezirk, vor allem in der Britzer Hufeisensiedlung – dort wo engagierte Bürgerinnen und Bürger und Neuköllner Schulklassen gemeinsam mit dem Künstler Gunter Demnig Stolpersteine für die Opfer des Nazi-Regimes verlegt hatten. Sich am größten Flächendenkmal Europas für die Ermordung der Jüdinnen und Juden und Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer zu vergreifen und Stolpersteine zu stehlen, ist an Dummheit, Geschichtsvergessenheit und Menschenverachtung kaum zu überbieten. Es ist einfach nur erschütternd. Wir werden gemeinsam mit den politisch Engagierten im Bezirk und der Neuköllner Zivilgesellschaft alles dafür tun, dass die Lücken so schnell wie möglich wieder mit neuen Stolpersteinen geschlossen werden können.“

Martin Hikel, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der BVV Neukölln, erklärt:
„Geschichtsvergessene wollen die Erinnerung an die Schrecken und den Terror der Nazis und das Andenken an die Shoa drei Tage vor dem 9. November entfernen. Unzählige Kinder und Ehrenamtliche haben sich in den letzten Jahren aufwändig in langen Recherche-Prozessen mit der regionalen Geschichte während der NS-Zeit auseinandergesetzt, an dessen Ende die Verlegung der Stolpersteine stehen. Durch die Zerstörung dieser Stolpersteine wollen Menschen die bürgerschaftliche Erinnerungskultur sabotieren und ein Klima des Hasses etablieren. Das ist abscheulich und wir als SPD-Fraktion verurteilen diese Verbrechen aufs Schärfste.
Wir nehmen das nicht hin und spenden deshalb den symbolischen Betrag von 120€ für 10 entwendete Stolpersteine und ich rufe alle Demokratinnen und Demokraten dazu auf dies in ihrem möglichen Rahmen auch zu tun. Hass hat in unserem Neukölln keinen Platz und ich hoffe, dass diese Verbrecher so schnell wie möglich dingfest gemacht werden.“