Neue Stolpersteine verlegt

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Gedenken den Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung: SPD-Fraktionär Wolfgang Hecht, SPD-Fraktionsvorsitzende Cordula Klein und Bezirksstadträtin Karin Korte v.li.)

Mit dem Projekt Stolperteine erinnert der Künstler Gunter Demnig an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen Stolpersteine in 1265 Kommunen Deutschlands, so auch in Neukölln. Hier wurden am 23. März im Beisein von Bildungs- und Kulturstadträtin Karin Korte sowie der SPD- Fraktionsvorsitzenden Cordula Klein und dem SPD- Fraktionär Wolfgang Hecht vier weitere Stolpersteine verlegt. Der Stein in der Weserstraße 85 erinnert an den ehemaligen jüdischen Bewohner Willy Schwarz. Er wurde 18. Juli 1888 in Posen (heute Poznań) als eins von zehn Kindern einer jüdischen Familie geboren. Willy  Schwarz lebte in Berlin und arbeitete als Fotograf. Er war zeitweise verheiratet, 1931 wurde seine Ehe geschieden, seitdem lebte er allein. Zuletzt wohnte er in einem so genannten „Judenhaus“ in der Jägerstraße 68 (heute Rollbergstr. 25). Sein letzter frei gewählter Wohnsitz befand sich in der Weserstr. 85. Am 19. Februar 1943 wurde Willy Schwarz im 29. Osttransport zusammen mit 1000 weiteren Jüdinnen und Juden aus Berlin in das Konzentrationslager (KZ) Auschwitz deportiert, wo er ermordet wurde.

Mit drei Steinen in der Sonnenallee 174 wird an das Schicksal der ehemaligen jüdischen Bewohnerin Lilo, genannt Esther Hirschweh, an Peter Hirschweh sowie Berta Reichmann erinnert, Lilo wurde am 21. Januar 1921 in Magdeburg geboren. Sie heiratete 1941 Peter Hirschweh, geboren am 21. Juli 1921 in Berlin. Sie wohnten gemeinsam bei Lilos Mutter Berta Reichmann in der Braunauer Str.174 (heute Sonnenallee 174). Lilo war als Einrichterin und Peter als Gebrauchsgrafiker tätig. Beide wurden zur Zwangsarbeit in Rüstungsbetrieben verpflichtet und engagierten sich im illegalen Widerstand gegen das Naziregime. Am 4. März 1943 wurde Lilo mit dem 34. Osttransport ins KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet.

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Peter Hirschweh wurde am 2. Juli 1943 aufgrund „artfremder Kunstbetätigung und Verbreitung reichsfeindlicher Schriften“ verhaftet. Er überlebte die Inhaftierung in den KZs Sachsenhausen, Auschwitz und Mauthausen, danach nannte er sich Peter Edel. Nach 1945 war Edel als Journalist und freischaffender Schriftsteller in der DDR tätig. Er wurde Mitglied der SED und lebte im Ostteil Berlins. Dort starb er am 7. Mai 1983.

Berta Reichmann, geb. Meier, wurde am 12. Dezember 1888 in Burgsteinfurt geboren. Sie lebte in Berlin und arbeitete als Krankenschwester im Jüdischen Krankenhaus in der damaligen Iranischen Straße. Am 12. März 1943 wurde sie mit dem 36. Osttransport in das KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Die Verlegung wurde von den Patinnen und Paten der Stolpersteine begleitet.

„Für mich sind Stolpersteinverlegungen sehr wichtig. Gerade in Zeiten, wo rechtsgerichtete Parteien sich auf die  Demokratie berufen, aber antidemokratische Ziele verfolgen und Rassismus gut heißen. Wir brauchen eine alltägliche Erinnungskultur um so dringender, je mehr die Zeitzeugen der Shoa nicht mehr unter sind“, betont Cordula Klein. Dass die Erinnerungskultur funktioniert, zeigte das Interesse der Nachbarn in der Sonnenallee bei der Stolpersteinverlegung. „Sie fragten nach: „Wer waren diese Menschen? So wird Geschichte lebendig. Nie wieder Rassismus, nicht in Neukölln, nirgendwo!“

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