Stolperstein für Pädagogin Frida Winckelmann

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Gemeinsames Gedenken am Stolperstein für Frida Winckelmann: SPD-Fraktionsvorsitzende Cordula Klein, die SPD-Fraktionäre Wolfgang Hecht und Gabriela Gebhardt, Neuköllns Bezirtksstadträtin Karin Korte und Nina Lerch MdA (v.re.)

Ein neuer Stolperstein glänzt fortan in der Sonne in der Malchiner Straße 47 in Britz. Zur Verlegung des Steins eingeladen hatte die Initiative Hufeisern gegen Rechts. Der Einladung zum 12. Oktober 2022 folgten unsere Neuköllner Fraktionsvorsitzende Cordula Klein, unsere Fraktionärin Gabriela Gebhardt und ihr Fraktionskollege Wolfgang Hecht. Ebenso vor Ort: unsere Stadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport Karin Korte sowie Nina Lerch MdA. Der Stolperstein aus Messing erinnert an die Widerstandskämpferin Frida Winckelmann. Sie wurde  am 3. Juli 1873 in Berlin geboren und schloss sich nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin der SPD an, da das schulpolitische Programm unserer Partei ihren reformpädagogischen Vorstellungen sehr nahekam. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg leitete die Pädagogin und Lehrerin in Birkenwerder bei Berlin ein Landerziehungsheim im Internatsbetrieb für sozial benachteiligte Kinder. Hier fanden während des 1. Weltkrieges auch die Kinder verfolgter Sozialisten Unterschlupf. So etwa die Kinder von Karl Liebknecht und Karl Radek. Als Pädagogin „hat sie Teil am Aufstieg der deutschen Sozialdemokratie, mit der sie vor allem für die Brechung des bürgerlichen Bildungsprivilegs und für die gesellschaftliche Teilhabe und Gleichberechtigung der Frauen innerhalb und außerhalb der Sozialdemokratie kämpfte“, hob Jürgen Schulte, der Sprecher der Initiative Hufeisern gegen Rechts“ in seiner Rede hervor. 1922 wurde Frida Winckelmann die Genehmigung für die Weiterführung des Landerziehungsheim entzogen. Sie ging nach Gotha, um dort ihre reformpädagogische und politische Arbeit insbesondere zu den Themen Wohlfahrt und Bildung fortzuführen.

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Aus der SPD trat Winckelmann allerdings 1917 aus. Als Kriegsgegnerin schloss sie sich zunächst dem Spartakusbund und der USPD an, später dann der KPD an. Aber ihre neue politische Heimat brachte ihr nichts Gutes. Winckelmann lehnte es ab, dass die KPD die SPD als Feind betrachte, so wurde sie infolge von Richtungskämpfen 1929 von der KPD ausgeschlossen. 1930 kehrte sie zurück nach Birkenwerder, übernahm erneut die Leitung der Internatsschule und trat der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAPD) bei. Sie wünschte sich so sehr, dass die Grabenkämpfe zwischen SPD und KPD durch die Schaffung einer Einheitsfront gegen die Nazis ein Ende finden würden. Dafür gründete sie in der Kleinstadt ein parteiübergreifendes Einheitskomitee gegen den Faschismus. Gegen die Nazis, die bereits an der Macht waren, kämpfte sie auch mit der Gründung einer Widerstandsgruppe, die mit Flugblattaktionen und mit Zeitschriften in Reinickendorf und Britz agierte. Am 20. September 1933 wurde sie in ihrem Haus in Birkenwerder in Anwesenheit des dortigen Bürgermeisters von der Gestapo verhaftet und kam ohne Prozess in das Frauenkonzentrationslager Moringen in so genannte Schutzhaft. Die Anklage gegen sie lautete: „kommunistische Hetze“.  Im KZ Moringen bot sie Mithäftlingen illegale Literatur-, Schreib- und Rechenkurse an. Nach ihrer Entlassung im April 1934 wurde ihr Haus in Birkenwerder enteignet und sie kam nach Britz, wo sie Unterschlupf fand bei Eleonore Rosenthal, eine ihrer ehemaligen Schülerinnen.  Doch Eleonore Rosenthal, selbst Jüdin, Sozialistin und mit ihrer Tochter den nationalsozialistischen Schikanen ausgesetzt, musste 1937 ihre Wohnung in der heutigen Buschkrugallee aufgeben und in einem Quartier im Westend untertauchen. Bevor Rosenthal von dort nach England floh, sorgte sie dafür,  dass Frida Winckelmann in der Malchiner Straße bei der mit Rosenthal befreundeten Familie Leistner wohnen konnte. Dort starb Frida Winckelmann 1943 im Alter von 70 Jahren nach einer langen Krankheit.

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Die Stolpersteinverlegung war sehr würdig gestaltet und musikalisch schön untermalt von Isabel Neuenfeldt (Akkordeon und Gesang). Unsere Fraktionsvorsitzende Cordula Klein freute sich insbesondere auch darüber, dass so viele Menschen zur Stolpersteinverlegung kamen.