Neuköllner Adventskalender – Türchen Nr. 22

stellt die kürzlich umbenannte Lucy-Lameck-Straße näher vor: Am 25. November entschied die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung mit den Stimmen der SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und der Linken, dass die ehemalige Wissmannstraße fortan den Namen Lucy-Lameck-Straße tragen soll. Die Straße, die bislang nach einem Vertreter des deutschen Kolonialismus benannt war, trägt damit künftig den Namen der ersten Frau in einem tansanischen Regierungskabinett, der Parlamentarierin und stellvertretenden Ministerin Lucy Lameck (1934-1993). Lameck war unter anderem stellvertretende Ministerin für Kommunalentwicklung und Gesundheit und setzte sich sehr für die Verbesserung der Position von Frauen ein.

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Der Umbenennung ging ein breiter Beteiligungsprozess voraus, der von Juli bis Ende September 2020 durch die Abteilung Weiterbildung und Kultur des Bezirksamtes durchgeführt wurde: Nach einem Aufruf hatten sich über 400 Bewohner*innen Neuköllns mit 166 verschiedenen Vorschlägen an der Namensfindung beteiligt. Eine Jury aus Bürgervertreter*innen direkt aus der Wissmannstraße, Historiker*innen und Vertreter*innen postkolonialer Initiativen hatte die Vorschläge gesichtet und sich auf folgende drei mögliche Namen geeinigt: Nduna Mkomanile, Lucy Lameck und Fasia Jansen.

Die Neuköllner SPD-Fraktion hatte sich im Vorfeld sehr für die Überwindung des kolonialen Erbes, das im Namen der Wissmannstraße zum Ausdruck kam, engagiert. Die Wissmannstraße gab es jetzt genau 130 Jahre. Sie wurde am 27. 11. 1890 benannt. Die damaligen Repräsentanten der Gemeinde Rixdorf ehrten den durch seine brutalen Strafexpeditionen berüchtigten „Afrikaheld“ noch zu seinen Lebzeiten. Dies geschah in einer Epoche, in der koloniale Denkweisen weit verbreitet waren. Unser Fraktionär Bijan Atashgahi, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsausschusses, sieht die Umbenennung der Wissmannstraße in Neukölln daher als einen weiteren Schritt hin zur Bewältigung der deutschen Kolonialgeschichte in unserer Gesellschaft an. Cordula Klein, unsere Fraktionsvorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Bildungsausschusses, auf dessen Beschlussempfehlung hin das Votum erging, bringt es auf den Punkt: „Menschenverachtende Persönlichkeiten haben eine solche Ehrung nicht verdient und ich hoffe, dass der Senat nun schnell handelt, so dass wir diese Schilder schnellstmöglich entfernen können.“

Die Anwohnenden werden zur Änderung ihrer Personalausweise und Fahrzeugscheine gesonderte Termine beim Bürgeramt erhalten, damit sie ihre Dokumente gebührenfrei ändern können: Für sie werden über einen Zeitraum von mehreren Wochen bestimmte Zeitfenster im Bürgeramt reserviert, sodass es nicht zu Wartefrust kommt.

Auch unser Bezirksbürgermeister Martin Hikel zeigt sich zufrieden über den Ausgang des partizipativen Prozesses: „Die Verbrechen des Kolonialismus und deren Protagonisten müssen historisch aufgearbeitet werden, letztere sollen aber nicht mehr positiv gewürdigt werden, indem sie Namensgeber für Straßen sind. Vor allem hat sich Neukölln in den letzten Jahren intensiv mit der Kolonialgeschichte auseinandergesetzt. Die Namensgebung ist Ergebnis einer umfassenden Anwohnerbeteiligung mit hunderten Vorschlägen. Das zeigt auch die riesige Unterstützung der Neuköllner Bevölkerung.“

  • Näheres zum Umbenennungsprozess der Wissmannstraße erfahren Sie hier

Wie erfolgreiche Kommunalpolitik funktioniert, leben wir als SPD-Fraktion Neukölln seit vielen Jahren vor. Für uns gilt daher: Weiterführen, ausbauen und sichern, was gut läuft. Aber auch kompetent, schnell und unkompliziert auf Veränderungen in einer wachsenden Stadt antworten.