Am 09. November gedachten unsere Fraktionsvorsitzende Cordula Klein und ihr Vize Peter Scharmberg sowie unser Bürgerdeputierter Andreas Domann zusammen mit unserem Bezirksbürgermeister Martin Hikel und dem Vorsteher der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung Karsten Schulze der Opfer des Nazi-Terrors in der Pogromnacht vom 09. auf den 10. November 1938. Das Gedenken fand am Lern- und Gedenkort für NS-Zwangsarbeit in der erst kürzlich eigeweihten neuen Clay-Schule am Neudecker Weg statt. Ebenso am Gedenken teil nahmen der Clay-Schulleiter Thorsten Gruschke-Schäfer, der Leiter des Museum Neukölln sowie Markus Piper von der regionalen Schulaufsicht. Auch die Clay-Schülerinnen Mia und Sophie von der Clay-Schularbeitsgemeinschaft „Forschen und Vermitteln – Der Lern- und Gedenkort zum Zwangsarbeiterlager in Rudow“, beteiligten am Gedenken. Sie stellten den Lern- und Gedenkort vor. Am Schluss des Gedenkens legten Hikel und Schulze einen Kranz zum Gedenken an die Opfer des NS-Regimes nieder.
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es in ganz Deutschland zu massiven gewaltsamen Ausschreitungen gegen jüdische Einrichtungen, Geschäfte und Personen. Nazisympathisanten, Hitlerjugend, SA und SS-Mitglieder zerstörten und plünderten in Deutschland rund 1.400 Synagogen und Betstuben und griffen tausende jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe an. Die Synagogen, darunter die berühmte Neue Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin, wurden in Brand gesetzt oder schwer beschädigt. Es traf auch kleinere, unbekanntere Synagogen wie die in Neukölln 1907 eingeweihte Synagoge in der Isarstraße. Sie war Versammlungsort für weit mehr als 3.000 Jüdinnen und Juden Neuköllns. Seit 85 Jahren existiert an dieser Stelle keine Synagoge mehr. 400 jüdische Menschen wurden getötet oder in den Suizid getrieben. Etwa 30.000 jüdische Männer verschleppten die Nazis in den Tagen danach in Konzentrationslager, Hunderte von ihnen wurden ermordet oder kamen zu Tode. Die Novemberpogrome bildeten den Auftakt für die systematische Vernichtung der Juden in Europa.
„Auch heute haben Jüdinnen und Juden wieder Angst. 85 Jahre danach. „Nie wieder“, war niemals so aktuell wie heute“, sagte unser Bezirksbürgermeister. Hikel erinnerte an die jüngst vergangenen propalästinensischen Demonstrationen auf den Straßen Neuköllns, wo es zu israelfeindlichen und antisemitischen Bekundungen kam und verurteilte sie auf das Schärfste. Gerade die letzten Wochen machen es so sehr notwendig, an die Singularität des Holocaust und unsere Verantwortung daraus zu erinnern“, betonte unser Bezirksbürgermeister. Teil des Gedenkens war die Vorstellung des Geschichts- und Lernlabor für die Opfer der NS-Zwangsarbeit. Dort, wo heute die Clay-Schule steht, gab es ein NS-Zwangsarbeiterlager. Unter welch harten und menschenunwürdigen Bedingungen die Menschen in dem Lager Rudow lebten, darüber referierten die Clay-Schülerinnen Mia und Sophie anhand von Aufzeichnungen der polnischen Zwangsarbeiterin Kazimiera Kosonowska aus Polen und dem Zwangsarbeiter Piet Pannekoek aus den Niederlanden zum Thema Ernährung und Hygiene. Die 18jährige Kaziemiera musste täglich 10 Stunden arbeiten und bis zu 200kg am Tag schleppen. Zu essen gab es an sechs Tagen in der Woche Suppe, oft „mit Würmern drin“ und häufig waren die Lagerarbeiterinnen und Lagerarbeiter von Wanzen geplagt. 12 Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden in Deutschland bewusst gequält. Sie waren im öffentlichen Leben sichtbar, ob in Berlin, München, in Hamburg, Köln oder sonst wo im Land. Es geschah vor aller Augen.