Ehrendes Gedenken für Kurt Löwenstein

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Neuköllns Kulturstadträtin Karin Korte (2.v.li.) mit Reinhard Wenzel, SPD-Fraktionsvorsitzender Cordula Klein und Wolfgang Hecht (v.li.)

Auf Antrag unseres Bezirksverordneten Wolfgang Hecht beschloss die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung am 25.01.2023 einstimmig, den 90. Jahrestag des Überfalls auf den Pädagogen, Bildungs- und Kulturpolitiker Dr. Kurt Löwenstein mit einem Gedenken zum 27. Februar zu begehen.

Keinen Monat nach der Machtergreifung der Nazis überfiel die SA in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar die Familie Löwenstein in ihrer Wohnung in der Geygerstraße 3, zerschlug das Mobiliar, verwüstete das Arbeitszimmer und schoss mehrfach durch die Tür, hinter der sich die Familie verbarrikadiert hatte. Rund 40 Menschen waren der Einladung unserer Stadträtin für Bildung Schule, Kultur und Sport, Karin Korte, zum Gedenken an den Schulreformer Kurt Löwenstein gefolgt. Unter ihnen unsere Fraktionsvorsitzende Cordula Klein, Fraktionär Wolfgang Hecht und der SPD-Bürgerdeputierte Michael Morsbach.
In ihrer Rede würdigte Korte die Verdienste des damaligen Schulstadtrats Löwenstein, der, so Korte, „zusammen mit dem damaligen Leiter der Karl-Marx-Schule, Dr. Fritz Karsen, einer der wichtigsten Persönlichkeiten für die Reformschulbewegung der Weimarer Republik“ war. Löwenstein und Karsen setzten sich gemeinsam für die Umwandlung des Kaiser-Friedrich- Realgymnasiums in eine Einheitsschule ein und für die Einrichtung von Arbeiter-Abiturienten-Kursen. Resultat dieser Zusammenarbeit war die Umwandlung des Gymnasiums in die erste integrierte Gesamtschule Deutschlands, die seit 1930 den Namen Karl-Marx-Schule trug, heute Ernst-Abbe-Gymnasium. „Die Ideen von Löwenstein und Karsen leben in der Fritz-Karsen-Schule fort“, so Korte. Sie wies anlässlich des Gedenkens an den Schulreformer auch an die Gewalt gegen Fritz-Karsen hin. Er wurde am 21. Februar 1933, also nur wenige Tage vor dem Überfall auf die Familie Löwenstein mitten in einer laufenden Abiturprüfung von den Nazis aus dem gewaltsam aus dem Schuldienst vertrieben. Das Geschehen um Löwenstein und Karsen markiert das vorläufige Ende des Versuchs der Konstituierung einer Gemeinschaftsschule, „der glücklicherweise nach 1945 in der Fritz-Karsen-Schule wieder aufgenommen wurde und bis heute fortgeführt wird“.

Fritz Karsen und Kurt Löwenstein prägten Bezirk Neukölln nachhaltig. Der eine als Pädagoge, der andere als Stadtrat. „Ich bin stolz, dass ihre Namen bis heute Teil der Neuköllner Bildungslandschaft sind und das Hauptgebäude der Volkshochschule Neukölln heute Kurt-Löwenstein-Haus heißt“, sagte Korte. Ihr Schicksal sei aber auch Mahnung an uns Heutige. In einer Zeit, in der es immer weniger Zeitzeug*innen gibt, die von den Grauen des Nationalsozialismus berichten können, werde Erinnerung immer wichtiger. Und nur wer um die Vergangenheit wisse, könne im Heute verantwortungsvoll handeln, betonte Korte. „Nie wieder“ dürfen niemals bloße Worte sein. Es ist unsere Pflicht, danach zu handeln.“ In diesem Zusammenhang wies unsere Stadträtin auf den diesjährigen Jahrestag der Befreiung von Auschwitz hin, dem im Rohbau der neuen Clay-Schule in Rudow gedacht wurde. Dort wurde am 27. Januar das Konzept zu einem Lern- und Gedenklabor vorgestellt. Es ist lebendiger Teil eines Gedenkortes in der Schule, der an das ehemalige NS-Zwangsarbeiterlager erinnert, das sich auf dem Gelände der Schule von 1941-1945 befand. Die Idee dazu hatte unser stellvertretender Fraktionsvorsitzender Peter Scharmberg.

Mit dem Überfall auf Kurt Löwenstein trieben die Nazis die Familie Löwenstein ins Exil. Dr. Kurt Löwenstein starb am 8. Mai 1939 im Alter von nur 53 Jahren.

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