Ausstellungseröffnung „Kicker, Kämpfer und Legenden, Juden im Deutschen Fussball“

Ausstellungseröffnung „Kicker, Kämpfer und Legenden, Juden im Deutschen Fussball“ 1
Die informative Ausstellung trifft auf großes Interesse

Mit der Ausstellung „Kicker, Kämpfer und Legende -Juden im Deutschen Fussball“ wird ein wichtiges Kapitel deutscher Fußballgeschichte in Erinnerung gerufen: Die Gründungszeit, in der im Wesentlichen jüdische Fußballer, Trainer, Funktionäre und Journalisten den Fußball populär machten. Die Ausstellung ist am 12. Mai von unserem Bezirksbürgermeister Martin Hikel offiziell in der Dreieinigkeitskirchengemeinde in der Lipschitzallee eröffnet worden. Der Eröffnung wohnten unter anderem die Dreieinigkeitskirchengemeindepfarrerin Nora Rämer, Claudio Offenburg vom Präsidium Makkabi Deutschland, Jens Gnielka von Grün-Weiß Neukölln, Heinz-Jürgen Ostermann von der Initiative „Rudow empört sich, Gemeinsam für Respekt und Vielfalt“ und unsere Jugendstadträtin Mirjam Blumenthal bei.  Die von Rudow empört sich in Kooperation mit der Dreieinigkeitskirchengemeinde initiierte Ausstellung gehört zum Begleitprogramm eines Internationalen Fussballturniers, das ursprünglich anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs in Europa am 8. Mai 2020 stattfinden sollte, aber coronabedingt zweimal verschoben wurde. Es findet nun an Pfingsten statt. 

Eingebettet und passend zur Ausstellung gibt es am Donnerstag, den 19.5.22 um 19.00 Uhr im Zentrum Dreieinigkeit bei freiem Eintritt einen Vortrag des Göttinger Autors Bernd-M. Beyer über den Fußballpionier Walther Bensemann. Beyer hat zahlreiche Publikationen rund um den Fußball vorgelegt, darunter den biographischen Roman über Walther Bensemann mit dem Titel: „Der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte“.

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Der jüdische Mitbürger Walther Bensemann hat den Fußball in Deutschland etabliert, die Fußballzeitschrift „Der Kicker“ ins Leben gerufen und den Deutschen Fußballbund (DFB) im Januar 1900 mitgegründet. Julius Hirsch und Gottfried Fuchs waren lange Zeit das Traumsturmduo des deutschen Fußballs, und Kurt Landauer war der legendäre Präsident des FC Bayern München. 1933 wurden auch ihre Karrieren abrupt beendet. 1938 wurden alle Sportaktivitäten für Jüdinnen und Juden verboten, sie teilten das Schicksal aller europäischen Juden. Walther Bensemann (1873 Berlin-1934 Montreux) ging ins Exil und starb am 12. November in Montreux vermutlich an einem Herzleiden. Julius Hirsch (1892-1945) wurde im März 1943 von den Nationalsozialisten nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet. Das genaue Todesdatum ist unbekannt und wurde 1950 rückwirkend auf den 8. Mai 1945 datiert. Gottfried Fuchs (1989-1972) gelang über Frankreich und die Schweiz 1940 die Flucht nach Kanada. Versuche des ehemaligen Tennis Borussia Berlin Spielers und langjährigen Bundestrainer der Deutschen Nationalmannschaft Sepp Herberger, Fuchs anlässlich der Olympischen Spiele von 1972 Fuchs auf Kosten des DFB als Zeichen der Wiedergutmachung einzuladen, scheiterten am Votum des DFB Vorstands. Im 13-köpfigen Vorstand des DFB saßen mit Hans Deckert und Degenhard Wolf immerhin zwei ehemalige Mitglieder der NSDAP, und das DFB-Präsidiumsmitglied, der Frankfurter Rudolf Gramlich, später Träger der Bundesverdienstkreuzes und der Goldenen Ehrennadel des DFB, hatte unmittelbar nach Kriegsbeginn einem SS-Totenkopfverband angehört, der in Polen mordete, lesen wir in Wikipedia, das Bezug nimmt auf den Spiegel Artikel „Herbergers Held“ von M. Wulzinger.

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Unser Bürgermeister Hikel betonte zur Ausstellungseröffnung, dass wir im Sport keine Sonderbehandlung für bestimmte Gruppen brauchen, „aber Solidarität mit jenen, die von Hass bedroht sind“. Das von Jens Gnielka von Grün-Weiß Neukölln und Michael Binek vom TSV Rudow initiierte Internationale Fussballturnier sei ein Zeichen gegen die Vereinnahmung von Fußball durch Nationalismus. Und es sei ein Signal dafür, dass man sich dem Antisemitismus entgegenstellt, so Hikel. Claudio Offenburg gab zu bedenken, dass nach dem Ende der NS-Zeit keiner der ehemaligen Sportler Interesse an dem Schicksal ihrer jüdischen Mitspieler zeigte.

Die Ausstellung „Кicker, Kämpfer und Legende – Juden im Deutschen Fussball“ ist bis Pfingstmontag, den 06. Juni 2022 wie folgt geöffnet:

Di, 9.00-16.00 Uhr; Mi, 10.00 -18.00 Uhr; Do, 9.00-14.00 Uhr; Fr, 9.00-14.00 Uhr, Sa, 15.00-18.00 Uhr, So, 15.00-18.00 Uhr. Pfingstsonntag geschlossen, Pfingstmontag ab 15.00 mit Finissage ab 16.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Größere Gruppen stimmen ihren Besuch mit der Buchhandlung Leporello ab, ,Tel. 030/ 665 261 53.

Das Internationale Fussballturnier mit Mannschaften aus sechs Ländern findet am 04.und 05. Juni auf den Sportstätten des Grün-Weiß Neukölln und dem TSV Rudow statt. Gespielt wird auf beiden Plätzen parallel in der Zeit von 09.00 – 14.00 Uhr. Mit dabei ist auch unsere Partnerstadt Bat-Yam aus Israel.