Am 4. September hat Dieter Henning im Rahmen der Feier zum 100jährigen Bestehen der Gartenarbeitsschulen von Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) auf dem Gelände der Gartenarbeitsschule August-Heyn in Britz die Neuköllner Ehrennadel verliehen bekommen. Während der Bezirksverordnetenvorsteher Lars Oeverdieck (SPD) Henning die Ehrennadel ans Revers heftete, überreichte Hikel, bekleidet mit der Amtskette, ihm freudig die Urkunde. Dieter Henning war von 1985 bis 1995 Leiter der Gartenarbeitsschule in der Fritz-Reuter-Allee. Dafür und insbesondere für seine Verdienste an der Erforschung des Lebens des Begründers der Gartenarbeitsschule, des Sozialdemokraten und Neuköllner SPD Bezirksverordneten August Heyn sowie an der Rettung seiner Grabstätte auf dem Friedrichwerderschen Friedhof, wurde Henning die Ehrung zuteil.
Henning war Lehrer für Biologie und Erdkunde an der Grundschule am Regenweiher in der Gropiusstadt. Er absolvierte eine Gärtnerlehre, studierte an der Berliner TU Gartenbau und gleich nach dem Diplom als weiteres Fach Pädagogik. Schnell erkannte er das Potenzial der Gartenarbeitsschule. Doch um neue Projekte für die Umwelterziehung entwickeln zu können, brauchte sie eine bessere Ausstattung. Dank seines Engagements konnten 1995 das komplett sanierte Schulhaus und die Gewächshäuser in Betrieb genommen werden. Im modernen Erweiterungsbau gab es nun eine Küche, Duschen, Pausen- und Umkleideräume für die Mitarbeiter*innen. Ganz besonders am Herzen lag Henning die Bienenkunde. Schon weil ökologische Zusammenhänge anhand der Bienenkunde äußerst gut verdeutlicht werden können. Er ließ sich die Imkerei beibringen und besorgte neue Bienenvölker. Das Bienenhaus wurde zu einem wesentlichen Lernort. Noch heute schaut Dieter Henning immer wieder nach den Bienen in seiner alten Schule.
Dieter Henning und August Heyn sind Brüder im Geiste.
Am 1. April 1920 nahm die erste Gartenarbeitsschule unter der Leitung von Heyn (1879-1959) ihre Arbeit auf. Damit war ein neuer Schultyp geboren. Pflanzenkunde fand nun in der Natur statt, nicht im Klassenzimmer. Heyn entwickelte somit Ideen des Universalgelehrten Johann Amos Comenius (1592-1670) und des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) fort. Comenius forderte bereits 1638 für Kinder eine Schule mit „Garten, in den man sie ab und zu schicken soll, dass sie sich am Anblick der Blume, Blumen und Gräser freuen können.“ Und Pestalozzi vertrat die Idee eines ganzheitlichen Unterrichts für „Kopf, Herz und Verstand“. Mit dem Reformpädagogen Heyn mündeten diese Ideen in ein Konzept mit Arbeit, Lernen, Sport und Spiel.
Ursprünglich entwickelt hatte sich die Idee einer Gartenarbeitsschule aus der Not heraus. Der Sozialdemokrat und Heyn sah mit dem Ersten Weltkrieg eine Hungersnot voraus und richtete 1915 auf Brachland am Teltowkanal „Schulkolonien“ ein, wo Kinder unter seiner Anleitung Gemüse anbauen konnten, um die Not ihrer Familien zu lindern. Leider verfielen die Kolonien wieder, nachdem Heyn Soldat wurde. Allerdings griff er die Idee wieder mit dem Ende des Krieges auf, als er sah, wie Kinder an Tuberkulose und Rachitis litten. Als SPD Stadtverordneter setzte er sich für die Einrichtung der Gartenarbeitsschule ein. Am 22. Dezember 1919 fiel im Magistrat der Beschluss, am 1. April 1920 öffnete sie ihre Toren.
„Wir brauchen Menschen mit sozialem Empfinden“, sagte Heyn und formulierte in den so genannten Frankfurter Leitsätzen Ziele. So die gleichberechtigte Anerkennung körperlicher und geistiger Arbeit, die Überbrückung der Kluft zwischen Stadt und Land, die richtige Berufswahl der Kinder, sowie die Stärkung des Schönheitsgefühles, der Natur- und Heimatliebe, der Vaterlands- und Menschenliebe. Seit dem 12. Juni gibt es einen Grund mehr, die August-Heyn-Gartenarbeitsschule in der Fritz-Reuter-Allee 121 zu besuchen. Schul- und Bildungsstadträtin Karin Korte hatte zusammen mit der derzeitigen Gartenarbeitsschulleiterin Yasmin-Mosler-Kolbe die Open-Air Ausstellung zum 100 jährigen Bestehen der Gartenarbeitsschule feierlich eröffnet. Entwickelt wurde sie zusammen mit dem Museum Neukölln unter der Leitung von Udo Gößwald. Neben ihm und Mosler-Kolbe gaben auch der SPD Bezirksverordnete Wolfgang Hecht und Derya Çağlar (SPD MdA) den Brüdern im Geiste Heyn und Henning die Ehre.